Liebe Leserin, lieber Leser,
„wenn sie erfolgreich ist, würde das Deutschland wirtschaftspolitisch wirklich hart treffen, wahrscheinlich so hart, dass wir das nicht bestehen werden“, sagte Robert Habeck zur Klage der Unionsfraktion gegen die Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds (KTF). Allerdings schon im Juni bei einer Bundestagssitzung. Natürlich ging es ihm damals mit der dramatischen Sprache um einen Angriff auf die Opposition und nicht mal die Schwarzmaler zeichnen derzeit Kollaps-Szenarien an die Wand, aber klar ist: Dass das Bundesverfassungsgericht am letzten Mittwoch die Finanzierung des KTF kippte und damit den Bundeshaushalt 2021 für “nichtig” erklärt hat, ist eine der schwersten – vielleicht die schwerste – Niederlagen der Ampel-Regierung bisher. Das Protokoll eines denkwürdigen Tages zeichnet Florian Schillat für den Stern nach.
Die Urteilsbegründung hat es in sich: Die Umwidmung der unverbrauchten Corona-Notkredite in den KTF sei schlecht begründet, zu spät beschlossen und an der Schuldenbremse vorbei. Drei Gründe, von denen schon jeder für sich die Entscheidung rechtfertigen würde, wie die Vorsitzende Richterin betonte. Die drei düpierten Verantwortlichen des KTF-Plans, der von Scholz erdacht war, von Lindner ausgeführt wurde und Habeck nun das Leben schwer macht, versuchten in einem gemeinsamen Statement (hier im Video) trotzdem Zuversicht zu verbreiten.
Wie man es aber dreht und wendet: Der Regierung fehlen nun auf einen Schlag 60 der 212 Milliarden Euro, die als Zukunftsinvestitionen durch den Fond bis 2027 getätigt werden sollten. Das Geld gehört zwar nicht zum regulären Bundeshaushalt, aber auch dieser steht nun unter Vorbehalt, weshalb ein Notlagenbeschluss für 2023 in Betracht gezogen wird. Der finale Haushalt kann nach der Bereinigungssitzung vom Donnerstag erst in dieser Woche entschieden werden. Trotzdem gibt es schon ein paar Erkenntnisse, wie die Geldflüsse im kommenden Jahr aussehen werden.
Dem bereits abgewetzten Triebwerk der Ampel wurde nun also der Schmierstoff entzogen – das Geld. Dabei kann es noch schlimmer kommen: Der weitaus größere Wirtschaftstabilisierungsfonds (WSF) ist ähnlich kreativ finanziert wie der KTF und auch gegen den erwägt die Union eine Klage. Robert Habeck zeigt sich hierzu bereits pessimistisch und befürchtet das Ende der Energiepreisbremse. Weitere Hintergründe:
- Welche Projekte nun auf der Kippe stehen, weiß der Spiegel.
- Die genaue Argumentation des BVerfG zeichnet die Tagesschau nach.
- Was bei der Gestaltung des KTF 2022 passiert ist, rekonstruiert der Standard.
- Warum die Union sich nicht zu früh freuen sollte und sich selbst ihren zukünftigen Spielraum eingeengt hat, kommentiert Stephan-Andreas Casdorff beim Tagesspiegel.
- Warum die Gewinner dennoch die Steuerzahler sind, erklärt Hans-Joachim Vieweger für die Tagesschau.
- Vorschläge aus der Zivilgesellschaft, wo die Regierung das Geld für Klima und Transformation nun auftreiben könnte, macht Felix Oldenburg auf LinkedIn.
- Mit welchen Herausforderungen das Regieren in der Transformationsgesellschaft konfrontiert ist, thematisiert zudem unser Buch der Woche.
Wenn es beim Konflikt zwischen China und den USA nur um Geld gehen würde, wäre er wohl weitaus weniger bedrohlich. Doch zwischen den Supermächten steht mehr auf dem Spiel und so wurde das Treffen von Joe Biden und Xi Jinping in San Francisco mit Spannung erwartet. Eine vorsichtig positive Bilanz zieht Doris Simon beim DLF. Nur bei der Antwort auf die Frage einer Journalistin, ob Biden seinen chinesischen Gast immer noch als Diktator bezeichnen würde, starb sein Chefdiplomat und Außenminister Antony Blinken tausend Tode, wie unser Fundstück der Woche zeigt.
Auch der Besuch von Erdogan in Berlin sorgte für unruhige Tage in diplomatischen Kreisen. Am Ende ging auch dieser Auftritt ohne Eklat über die Bühne, wenngleich die Differenzen im Nahostkonflikt deutlich wurden. Kaum zurück in der Türkei warf Erdogan Bundespräsident Steinmeier und “dem anderen” (gemeint war Scholz) vor, „imperialistische Ideale der Kreuzritter” zu vertreten.
Gepoltert wurde auch in Augsburg. Dort fand am Wochenende der Europaparteitag der Linken statt. Nach der BSW-Abspaltung sollte er ein Signal der Geschlossenheit und des Neuanfangs senden sowie die Spitzenkandidat:innen für die Europawahl küren: Martin Schirdewan und die parteilose Carola Rackete symbolisieren das neue Selbstverständnis der Linken als “verbesserte Grüne”, schreiben Uli Hauck und Moritz Rödle.
Dass es bei der Linken aber auch nach dem Wagenknecht-Exit noch brodelt, zeigte eine Auseinandersetzung auf offener Bühne: Schirdewans Gegenkandidat Bijan Tavassoli beschimpfte die Partei, lobte Wagenknecht, erklärte dann live seinen Austritt – und weigerte sich daraufhin, die Bühne zu verlassen (Szene im Video). Auch hinsichtlich des Nahostkonfliktes herrscht Uneinigkeit in der Partei, wie die ARD-Korrespondentin Sarah Frühauf auf Twitter/X zeigt. Das erneuerte Erscheinungsbild der Partei, das Nicolas Schwendemann hier vorstellt, ging dadurch glatt etwas unter.
Mit den besten Grüßen zum Wochenstart
- Praktikant:in (m/w/d) im Bereich Communication & CampaigningPraktikant:in (m/w/d) im Bereich Communication & CampaigningBrand New Bundestag | Berlin, Deutschland | Remote | Bewerbungsfrist: 30.09.2024 | Praktikum
- Referent:in (m/w/d)Referent:in (m/w/d)Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) | Göttingen, Deutschland | Bewerbungsfrist: 22.09.2024 | Referent:in
- Senior / Managing Consultant (m/w/d) || Konzeption und Beteiligung BahninfrastrukturSenior / Managing Consultant (m/w/d) || Konzeption und Beteiligung Bahninfrastrukturifok GmbH | Bensheim, Deutschland | Berlin, Deutschland | Düsseldorf, Deutschland…
- Praktikum „Politikbetrieb im digitalen Wandel“Praktikum „Politikbetrieb im digitalen Wandel“polisphere GmbH | Berlin, Deutschland | Bewerbungsfrist: laufend | Beratung, Kommunikation & Social Media, Projektmanagement, Research
- Berater:in/Projektmanager:in Publishing für NGOs und Verbände (m/w/d)Berater:in/Projektmanager:in Publishing für NGOs und Verbände (m/w/d)ADVERB – Agentur für Verbandskommunikation | Berlin, Deutschland | Bewerbungsfrist: laufend | Kommunikation &…
- Textsichere:r Konzepter:in Corporate Publishing für NGOs und Verbände (m/w/d)Textsichere:r Konzepter:in Corporate Publishing für NGOs und Verbände (m/w/d)ADVERB – Agentur für Verbandskommunikation | Berlin, Deutschland | Bewerbungsfrist: laufend |…
- Finanz- und Fördermittelmanager:in (m/w/d)Finanz- und Fördermittelmanager:in (m/w/d)Initiative Offene Gesellschaft e. V. | Berlin, Deutschland | Bewerbungsfrist: laufend | Administration & Büromanagement, Finanzen &…
- Referentin oder Referent Energy & Smart Grids (m/w/d)Referentin oder Referent Energy & Smart Grids (m/w/d)bitkom e.V. | Berlin, Deutschland | Bewerbungsfrist: laufend | Referent:in
Wie lässt sich der Zugang zu den vorderen Plätzen der Wahllisten inklusiver gestalten? Dieser Frage widmet sich das “Toolkit” des Projektes Parteiwatch, das auf eine Initiative des Vereins Wir für Demokratie zurückgeht. Das Parteiwatch-Toolkit sammelt Lösungsansätze wie marginalisierte Gruppen besser erreicht und repräsentiert werden können. Parteimitglieder sollen befähigt werden, einen transparenten und inklusiven Listenaufstellungsprozess durchzuführen.
Zum 16. Mal hat das Wirtschaftsmagazin Capital die “Top 40 unter 40“ gekürt. Ausgezeichnet werden jedes Jahr 160 Talente unter 40 Jahren aus den Bereichen Management, Unternehmertum, Politik und Gesellschaft. Zu den Preisträger:innen 2023 gehören in der Kategorie “Gesellschaft” etwa die ProjectTogether-Geschäftsführerin Henrike Schlottmann sowie die Sprecherin der Werteinitiative Anna Staroselski. Im politischen Bereich wurden etwa BMBF-Referentin Viktoria Venus, Baerbock-Referent Robert Gidius, Grünen-BGF Emily Büning, BMBF-Staatssekretär Jens Brandenburg, Integrations-Staatsministerin…
“Experimente für den Staat von morgen”: Dies begreift die Initiative Re:Form als Kern ihrer Tätigkeiten, um Staat und Verwaltung zu reformieren. Initiiert von ProjectTogether versteht sich Re:Form als Allianz für den Staat von morgen, die “Verwaltungspioniere” untereinander vernetzen möchte und so in der Praxis zeigt, wie eine zukunftsfähige Verwaltung aufgestellt sein kann und wie eine Reform des Staates erfolgreich umgesetzt werden kann. Zu diesem Zweck soll etwa ein Siegel…
Unter jungen Erwachsenen nimmt das Interesse an aktuellen Informationen und die Erreichbarkeit durch journalistische Angebote ab. Informationen werden insbesondere über Social Media bezogen. Mit den Bedürfnissen und Nutzungspraktiken dieser sog. “gering Informationsorientierten” hat sich eine Studie des Hans-Bredow-Instituts im Rahmen des Projektes “UseTheNews – Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter” auseinandergesetzt. Die Befragten haben wenig Interesse am allgemeinen Weltgeschehen, einzelne Themen sind vor allem dann interessant, wenn es persönliche Berührungspunkte…
Frauen leisten den operativen Hauptteil der Stiftungsarbeit, sind jedoch in Vorständen und Geschäftsführungen mit einem Anteil von einem Drittel deutlich unterrepräsentiert. Dies zeigen Zahlen zur Beteiligung von Frauen in Stiftungen in Deutschland, die auf einer Befragung des Stiftungspanels im ersten Quartal 2023 basieren. Dabei ist die Beteiligung von Frauen in Stiftungsvorständen nicht gleichmäßig verteilt: Hier lassen sich Zusammenhänge mit den jeweiligen Eigenschaften der Stiftungen identifizieren, wobei Frauen etwa bei…
- Cybersicherheit: EU & Ukraine verstärken Zusammenarbeit
- 1.200 Kilometer Front: Putins Truppen intensivieren Kämpfe
- Pistorius: EU wird Munitionsziel für Ukraine verpassen (€)
- Fall Hubert Seipel: Wie deutsche Talk-Show die Putin-Versteher:innen hofieren (€)
- Analyse: Was, wenn Russland gewinnt? (€)
- Unmut an der Parteibasis: Enttäuschte grüne Hoffnungen
- Wladimir Sergijenko: Bundestag sperrt Hausausweis von pro-russischem AfD-Mitarbeiter
- Scholz als Kanzlerkandidat: Juso-Vizechef gegen vorzeitige Festlegung (€)
- SPD: Klingbeil & Esken wollen die Partei weiter gemeinsam führen
- Mehr Zustimmung: Habeck gewinnt nach Antisemitismus-Rede an Rückhalt in der Bevölkerung
- Interview: Warum Gregor Gysi die Linkspartei noch einmal retten will (€)
- Bürokratie: Buschmann fordert systematische Müllabfuhr für die Verwaltung
- Svenja Schulze: Ministerin setzt sich in Gerichtsstreit gegen Reichelt durch
- Desinformationsvorwurf: Innenministerium verdreht Fakten zu geplanter Kriminalisierung von Seenotrettung
- Schleppende Modernisierung: Ampel stutzt Ziel für digitalen Staat (€)
- Studie zu Militärausgaben: Verschwendet oder effektiv eingesetzt?
- Gefühle & Politik: Gefährdet mangelnde Anteilnahme die Demokratie? (Podcast)
- #respektgewinnt: Projekte zu bürgerschaftlichem Engagement gesucht
- Polizeistatistik: Deutlich mehr Angriffe auf Geflüchtete als 2022
- Kommentar: Wir brauchen einen Aktionsplan für mehr Demokratie (€)
- Oberlandesgericht: Angeklagter in Boxberger “Reichsbürger”-Prozess verurteilt
- Antisemitismus: Das Deutschland, vor dem unsere Eltern uns immer gewarnt haben (€)
- PR Report Awards: MSL Germany ist Kommunikationsberatung des Jahres
- Vor Erdogans Besuch: Wie türkische Lobbyist:innen Israel-Hass anheizen
- Big-Tech-Lobby: Wie Google & Co. die Politik der EU beeinflussen
- SPD & Gentechnik: Die Lobby schreibt mit
- Vetternwirtschaft: Parteifreund, Freund, Vetter
- Öffentliche Gesundheit: Wie 90 Tabak-Lobbyist:innen Behörden & Politiker:innen beeinflussen (€)
- MSL Germany: Sebastian Nikoloff verlässt Kommunikationsberatung nach 9 Jahren
- SPD: Steffen Meyer kehrt in den SPD-Parteivorstand zurück, Julia Dammenhayn Persönliche Referentin von Europa-Spitzenkandidatin Barley & Esra Kimbacher zum neuen Generalsekretär der SPD Saar gewählt
- FDP Brandenburg: Martin Hoeck ist Spitzenkandidat für die Europawahl
- Agora Digitale Transformation: Mathias Großklaus, Torben Klausa, Thilak Mahendran & Florian Theißing sind neue Innovation Leads
- Rud Pedersen: Mauricio Rojas ist neuer Project Consultant
- Kommunikative Leerformeln: Politische Kommunikation & ihre Tücken
- Digitale Öffentlichkeit: Kommunikation auf allen Kanälen
- Hass im Netz: Wie die Hetze populistischer Parteien ein Nährboden für Hatespeech wird
- Sprachkritik & Politik: Der Minister kann überhaupt nicht sprechen (€)
- Deepfakes von Annalena Baerbock: Ist das noch Satire oder schon Desinformation?
- EU: Verhandlungen zum KI-Gesetz geraten ins Stocken
- KI & der Krieg: Eine Flut an Falschinformationen (Video)
- Chatbot: Jede:r dritte Deutsche hat ChatGPT ausprobiert
- Gezielte Desinformation: ARD warnt vor gefälschten Tagesschau-Audiodateien
- Rechtsgutachten: Chatkontrolle unvereinbar mit Grundrechte-Charta
- Digital Services Act: Deutsches Machtgerangel statt Durchsetzung
- Meta: Sind Sie bereit, für soziale Medien zu zahlen?
- Interview: Andrew Hoskins über den Einfluss sozialer Medien & Krieg
- Studie: So nutzen User LinkedIn wirklich (€)
- ARD/ZDF-Onlinestudie 2023: Normalisierung der Internetnutzung nach den Corona-Jahren
Karl-Rudolf Korte, Philipp Richter, Arno von Schuckmann (Hrsg.)
Regieren in der Transformationsgesellschaft
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Einhaltung der Schuldenbremse betrifft im Bundeshaushalt speziell den Klima- und Transformationsfonds, wodurch für die damit verbundenen Aufgaben dringend benötigtes Geld fehlt. Wie groß die Herausforderungen des Regierens in der Transformationsgesellschaft ohnehin schon sind, zeigt der vielfältige Sammelband von Karl-Rudolf Korte, Philipp Richter und Arno von Schuckmann auf. Die drei Politikwissenschaftler versammeln darin 30 Beiträge zu den Schwerpunkten Demokratie, Daseinsvorsorge, Digitalisierung und Demographie – wobei die Themen der einzelnen Texte breit variieren: vom Management der Transformation und Vielfachkrisen über sozialpolitische Herausforderungen bis zur politischen Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Die Beiträge, u.a. von Jan Hofer, Markus Kaim und Susanne Pickel, sollen sowohl das Verständnis für die anstehenden Herausforderungen schärfen als auch Denkanstöße geben und Lösungsansätze skizzieren.
Alle Buchempfehlungen finden Sie auch unter www.politbooks.de.
Hat er jetzt nicht gesagt?!
Als US-Außenminister hat man es derzeit nicht leicht. Erst recht nicht, wenn der eigene Chef den chinesischen Staatsgast vor der versammelten Presse erneut als Diktator bezeichnet. Auf Antony Blinkens vielsagende Reaktion weist hier der Journalist Moshe Schwartz hin.
Bundesministerium der Finanzen
Auf der Suche nach dem richtigen politjob?
Jobs aus dem Politikbetrieb auf politjobs.com oder in unserem wöchentlichen Newsletter.
Sie suchen selbst Verstärkung?
Schreiben Sie uns unter info@polisphere.eu für unverbindliche Preisinformationen. Hier finden Sie unsere Anzeigen-Pakete im Überblick.
Oder in den Talent Pool!
Tragen Sie sich direkt kostenlos in unseren Talent Pool ein! Dann melden wir uns, wenn wir einen passenden Job für Sie haben.
Stets aktuelle Veranstaltungen aus dem Politikbereich finden Sie auf politcal.de.
Auf politcal.de können Sie Ihre eigenen Veranstaltungen jederzeit hochladen.
Probieren Sie es aus!