Glücksatlas und Giftspritze

EDITORIAL: Glücksatlas und Giftspritze

MELDUNGEN: Bericht zum gesellschaftlichen Zusammenhalt | Neue Newsletter von SZ und Berliner Zeitung | ChatGPT-Bot​s für den Politikbetrieb | Mensch ärgere die AfD | EU-Regulierung für politische Werbung u.v.m.

WAHLTREND: Grüne im Aufwind

BUCH: Bedingt abwehrbereit. Deutschlands Schwäche in der Zeitenwende

FUNDSTÜCK: Wer hat´s verloren?

STAKEHOLDER: Hessische Landesvertretung

Liebe Leserin, lieber Leser,

in Hessen war es lange still bis es am Freitag einen politischen Knall gab: Die CDU beendet Schwarz-Grün nach zehn Jahren und will mit der geschwächten SPD von Nancy Faeser weiterregieren. Die Gründe dafür, erläutert die taz.

Aus den Sondierungen in Hessen drang kaum etwas nach außen, daher hat Ministerpräsident Boris Rhein am Freitag nicht nur die Grünen überrascht. Diese verlieren damit nach Berlin die zweite Regierungsbeteiligung in diesem Jahr. Schwarz-Grün bzw. Grün-Schwarz regieren jetzt nur noch in NRW, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg . Was das mit der kriselnden Partei macht, analysiert Markus Decker beim RND. Weitere Hintergründe zum Wechsel in Wiesbaden:

  • Die Reaktionen aus Berlin hat die Frankfurter Rundschau gesammelt.
  • Bei den Grünen forderte unter anderem Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz mehr selbstkritische Reflexion ein.
  • Mit welchem Scherz Boris Rhein die Journalist:innen zum Lachen brachte, hat die FR in ihrem Ticker dokumentiert.

Während in Hessen nun erst die eigentlichen Koalitionsverhandlungen beginnen, hat Bayern schon sein neues Kabinett vorgestellt – und damit direkt den Negativrekord beim Frauenanteil aufgestellt. Der BR analysiert die neue Landesregierung.

Mit der Regierungsbildung hatte die hessische FDP zwar nichts zu tun, dennoch sorgte sie für öffentliche Aufmerksamkeit: Ihr Kasseler Kreisverband sammelt Unterschriften gegen den Verbleib in der Ampel. Wie die Bundespartei darauf reagiert, fasst Daniela Vates vom RND zusammen.

Die Lage in der Ampel bleibt also angespannt. Da passt es ins Bild, dass Parteichef Christian Lindner bei einem Auftritt in der Schweiz nicht gerade ein Liebesbekenntnis an die Regierungspartner vom Stapel ließ (Video) und auch der kleine Eklat zwischen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Scholz-Berater Jens Plötner spricht Bände.

Auch beim Bund-Länder-Gipfel ging es hoch her. Die durchwachsenen Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz unter Beteiligung des Bundeskanzlers kennt die Süddeutsche. Wie Olaf Scholz während der Sitzung zu einer taktischen “Giftspritze” gegen die Unionsvertreter und ihren Parteivorsitzenden griff, schildert Eva Quadbeck.

Die Bund-Länder-Runde ging also mit gemischten Gefühlen auseinander. Wie glücklich die Bundesländer insgesamt sind, hat der neue “Glücksatlas” untersucht: Schleswig-Holstein ist am glücklichsten, die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern am unglücklichsten. Von den sieben glücklichsten Bundesländern sind übrigens bis auf Hamburg (2. Platz) alle unionsgeführt. Berlin liegt auf Platz 14. Alle Ergebnisse hat die Tagesschau.

Glücksgefühle kennt man in der Bundestagsfraktion der Linken zuletzt eher vom Hörensagen – besonders angesichts der BSW-Abspaltung. “Wir haben entschieden, dass wir in der nächsten Woche die Liquidation einleiten werden”, sagte Dietmar Bartsch am Dienstag zum politischen und rechtlichen Ende der Fraktion. Danach werden die 28 verbleibenden MdB eine „Gruppe“ bilden. Welche Rechte und Einschränkungen damit einhergehen, erklärt der Bundestag hier; weitere Antworten zur Zukunft der Linksfraktion hat die Zeit zusammengetragen. Einen schwachen Trost gibt es aber auch: Die Partei gewinnt nach dem Wagenknecht-Exodus leicht Mitglieder hinzu.

Eine der letzten Bundestagsentscheidungen, an der sie als Fraktion beteiligt war, regelt die Finanzierung der parteinahen Stiftungen. Notwendig wurde dies, nachdem die AfD vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich gegen den Ausschluss ihrer Stiftung von der üblichen Finanzierung geklagt hatte. Die neue Regelung nennt als Bedingungen nun, dass die jeweilige Partei mindestens dreimal in Folge in Fraktionsstärke im Bundestag vertreten sein muss und sich die Stiftungen für die freiheitlich demokratische Grundordnung sowie den Gedanken der Völkerverständigung einsetzen müssen, damit sie finanziell gefördert werden können. Damit wäre die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung auch weiterhin von der Finanzierung ausgeschlossen.

Aber egal, ob Gruppe oder Fraktion: Wenn Bundestagsabgeordnete sich im Ton vergreifen, wird es teuer. Bald sogar noch teurer, denn Bundestagspräsidentin Bärbel Bas will das Ordnungsgeld für Pöbler auf 2.000 Euro verdoppeln.

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart

 

Aktuelle politjobs
Politticker
Bericht zum gesellschaftlichen Zusammenhalt

62 % der Grünen-Sympathisant:innen und 50 % der AfD-Sympathisant:innen haben einen politisch gleichgesinnten Bekanntenkreis. Dies ist ein Ergebnis des ersten Zusammenhaltsberichts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Demnach sind die Menschen in Deutschland am stärksten nach ihrer politischen Einstellung segregiert und eine Mehrheit interagiert im Alltag vor allem mit Personen, die ihnen ähnlich sind. Bei Personen mit rechter politischer Gesinnung zeige sich dabei die stärkste populistische Einstellung und größte Unzufriedenheit…

Neue Newsletter von SZ und Berliner Zeitung

Updates zur Bundes- sowie Digital- und Netzpolitik – das versprechen die neuen Newsletter “Platz der Republik” und “Digitalwende” der Süddeutschen Zeitung, die ab dieser Woche versendet werden. Im kommenden Jahr soll das Newsletter-Angebot der SZ um weitere Fachdossiers ergänzt werden. Marian Bracht kennt weitere Details dazu. Auch die Berliner Zeitung startet ein neues Projekt: Über ihre Plattform Open Source werden jede Woche Texte verschiedener Autor:innen vorgestellt. Um vielfältigen Perspektiven Gehör zu…

ChatGPT-Bots für den Politikbetrieb

Benutzer:innen des Chatbots von Open AI können nun eigene Varianten von ChatGPT erstellen und veröffentlichen, wie heise online berichtet. Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich und bei Erfolg ist sogar eine finanzielle Entlohnung möglich. Erste Beispiele für den Politikbetrieb gibt es bereits: Katharina Ramsauer hat den PolitiKompass kreiert, der Nutzer:innen dabei helfen soll, politische Themen zu verstehen und eine informierte Wahlentscheidung zu treffen. Simon Boelts hat den GPT Spin Doctor entwickelt,…

Mensch ärgere die AfD

Welche Konsequenzen hätte eigentlich eine Regierungsbeteiligung der AfD? Mit dem Spiel „Mensch ärgere die AfD“ beantwortet BrandNewBundestag diese Frage. Mit der dazugehörigen Kampagne unterstützt die Organisation nicht nur den Dialog im privaten Rahmen, sondern spielt das Spiel mit Prominenten, Politker:innen und Aktivist:innen im Großformat auch genau dort, wo die AfD die größten Erfolgsaussichten hat: auf kommunaler Ebene in Städten wie etwa Sonneberg.

Neue EU-Regulierung für politische Werbung

Die EU hat sich auf neue Regeln zur Transparenz politischer Werbung und ein Teilverbot von Microtargeting geeinigt. Beispielsweise darf zielgerichtete, politische Werbung künftig nicht mehr spezifisch an Menschen aufgrund sensibler Informationen, etwa zu ihrer sexuellen Orientierung, politischen Einstellung oder Religion, ausgespielt werden. Außerdem sollen Nutzer:innen nun die Verarbeitung ihrer Daten ablehnen können. Darüber hinaus ist eine europäische Datenbank für politische Online-Werbung geplant, um für mehr Transparenz zu sorgen, und…

Wahltrend
Wahltrend 13 November 2023

Der pollytix-Wahltrend zur Sonntagsfrage, Vorwochenvergleich in gefärbten Zahlen. Die Angaben berechnen sich aus dem gewichteten Mittel aller Sonntagsfragen der letzten 20 Tage. Den kompletten Wahltrend und alle Einzelumfragen finden Sie hier, mehr zur Methodologie hier.

Buch der Woche

Carlo Masala

Bedingt abwehrbereit. Deutschlands Schwäche in der Zeitenwende

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat vor kurzem mit seiner Äußerung “Wir müssen kriegstüchtig werden” für einige Irritationen gesorgt – auch wenn es ihm angesichts der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine und der Drohungen des Kreml gegen den Westen darum geht, einen Verteidigungskrieg führen zu können. Wie es um die Verteidigungsfähigkeit und -bereitschaft der Bundesrepublik bestellt ist, zeigt Carlo Masala in seinem neuen Buch auf. Der Titel verdeutlicht bereits, dass beides aus Sicht des Autors nur eingeschränkt vorhanden ist. Auch weil das Land nach dem ersten Schock der russischen Invasion wieder in den Modus der Friedensdividende und strategischen Naivität geschalten habe.

Im Gespräch mit Sebastian Ullrich und Matthias Hansl geht der Politikwissenschaftler vielen wichtigen Fragen nach: Wie steht es um die Bundeswehr? Wie sieht die Bilanz der deutschen Russland- und Ukrainepolitik aus? Welche Entwicklung nimmt das internationale System? Und was sind Deutschlands außenpolitische Optionen? Dabei kommen neben militärischen auch Herausforderungen wie Cyberangriffe, Desinformationskampagnen und verwundbare kritischer Infrastrukturen zur Sprache, mit denen sich Politik und Zivilgesellschaft noch immer zu wenig auseinandersetzen. Mehr Resilienz und Wehrhaftigkeit sei deshalb allgemein dringend geboten.

Alle Buchempfehlungen finden Sie auch unter www.politbooks.de.

Social-Media-Fundstück der Woche

@JanSchipmann

Wer hat’s verloren?

Bundestagsabgeordnete sind auch nur Menschen – mit eigenem Fahrdienst, in dessen Autos sie offensichtlich manchmal das ein oder andere vergessen. Journalist Jan Schipmann hier mit einem exklusiven “Leak” der Dinge, die dabei so aufgefunden werden.

Stakeholder der Woche

Hessische Landesvertretung

Die Hessische Landesvertretung verfolgt das Ziel, die Interessen des Landes Hessen gegenüber dem Bund zu wahren und sieht sich selbst als Sprachrohr, Botschafterin und Koordinatorin. Die Aufgaben umfassen das Beobachten und Mitgestalten politischer Themen im Deutschen Bundestag und Bundesrat sowie die Präsentation der hessischen Kultur, beispielsweise durch Veranstaltungen. Staatsministerin ist Lucia Puttrich, und unter ihr arbeiten rund 40 Mitarbeiter:innen, die die hessischen Angelegenheiten in Berlin vertreten.
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Das Redaktionsteam
13. November 2023