Wahl Spezial: Nordrhein-Westfalen

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Editorial: Wahl-Spezial: Nordrhein-Westfalen +++ Meldungen: Höchststand extremistischer Straftaten, Parlamentarismus-Preis des Deutschen Bundestags, Stiftungs-Neugründungen 2021, Parteispenden-Report, Umfrage zu Wahlentscheidungen +++ Wahltrend: SPD weiter im Abwärtstrend +++ Buch: Zeitenwende. Putins Krieg und die Folgen +++ Tweet: Trüffelpasta, Freiheit, Fremdscham +++ Jobs: Trainee – Regulierungsmanagement (Pivot), Helmut Schmidt Fellowship, Mitarbeiter:in im Bereich Text und Redaktion (Die Wegmeister), u.a. +++ Events: Was ist die grüne Erzählung von … Verantwortung? (Heinrich-Böll-Stiftung) +++ Stakeholder: Landtag Nordrhein-Westfalen

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn in Nordrhein-Westfalen gewählt wird, ist das schon allein rein quantitativ von bundespolitischer Bedeutung. Knapp 13 Millionen, also ein Fünftel aller in Deutschland Wahlberechtigten sind aufgerufen, ihre Meinung kundzutun. Auch darüber hinaus brachten Landtagswahlen im Westen schon oft Überraschungen. Hier wurden Bundesregierungen beendet. Der RND lässt den historischen 22. Mai 2005 Revue passieren, an dem Gerhard Schröder Neuwahlen ausrief, die wiederum eine 16-jährige Ära Merkel begründen sollten. Hannelore Kraft führte von 2010 bis 2012 eine prominente, in der Bundesrepublik äußerst seltene Minderheitsregierung. Die NRW-Wahl-Historie hat auch ganz eigene Floskeln geprägt: Thorsten Faas mit den Wörtern des Wahlnacht-Bingos, die wir wohl erst einmal nicht mehr hören können.

Gestern hat die CDU mit Ministerpräsident Hendrik Wüst einen beeindruckenden Erfolg feiern können: 35,7 % und die mit Abstand stärkste Kraft in der einstigen SPD-Hochburg. Dabei hat den Konservativen wohl auch die sehr schwache Wahlbeteiligung von nur 56 % geholfen. Der Stimmung bei der Wahlparty tat das aber keinen Abbruch, wie Herbert Reul im Gespräch mit n-tv-Reporter Ulrich Klose bewies.

  • Miriam Hollstein hat den Wahlsieger Hendrik Wüst porträtiert, dessen politische Karriere durch die “Rent-A-Rüttgers” Affäre vor mehr als zehn Jahren schon beendet schien, bevor sie richtig angefangen hat. Seinen Wahlkreis Borken I gewann er nun mit 60,7 %.
  • Acht Lehren aus der Wahl hat Dieter Schnaas zusammengestellt.
  • Warum das auch ein später Sieg der Merkel-CDU ist, beleuchtet Hansjörg Friedrich Müller für die NZZ.
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Unter den restlichen relevanten Parteien gab es mit Ausnahme der Grünen nur Enttäuschung:

  • Die SPD kommt mit 35,7 % erneut auf ein historisch schlechtes Ergebnis bei einer Landtagswahl. Warum die Sozialdemokrat:innen auch diese Woche krachend scheiterten, analysiert Nicole Kohnert für die Tagesschau.
  • Die Grünen verdreifachten ihr Ergebnis von 2017 auf 18,2 %. Wer die erfolgreiche Spitzenkandidatin Mona Neubaur ist, hat t-online zusammengetragen. Dietmar Telser analysiert den Wahlerfolg für die Tagesschau.
  • Für die FDP waren die 5,9 % ein Debakel. Warum die Liberalen nahezu aus dem Landtag flogen, analysiert Eckart Lohse für die FAZ. Kritik gab es auch an der Zusammensetzung der Liste: 10 von 12 Sitzen in der neuen Fraktion gehen an Männer. Auch die JuLis trugen nicht gerade zum Image einer diversen Partei bei (siehe Tweet der Woche).
  • Die Linke (2,1 %) verabschiedet sich im Westen immer weiter in die politische Bedeutungslosigkeit. An wem es diesmal lag, weiß Pascal Beucker für die taz zu berichten.
  • Die AfD (5,4 %) setzt ihre enttäuschende Wahlbilanz 2022 fort. Parteichef Chrupalla ist am Wanken, der Rechtsextremist Björn Höcke wittert wohl die Chance zur Machtübernahme (siehe auch im politticker). Peter Wütherich nennt für den Stern die Gründe des Scheiterns am rechten Rand.
  • Unter den “Kleinen” konnten nach Schleswig-Holstein auch in NRW sowohl die Basis (0,8 %) als auch die Tierschutzpartei (1,1 %) aus dem Stand respektable Ergebnisse einfahren, während die Piraten, 2017 mit 1,0 % noch Größte unter den Kleinsten, nunmehr mit 0,3 % ihren endgültigen Schiffbruch erleiden.
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Schwarz-Grün ist der Wunsch der CDU, auch die Grünen stehen dem offen gegenüber. Für Rot-Grün wird es nicht reichen. Jetzt bleibt Kutschaty, der seinen Wahlkreis mit knapp 50 % deutlich gewann, nur der Ampel-Coup. Dafür müsste er aber nicht nur die Grünen überzeugen, den Wahlverlierer zum Ministerpräsidenten zu wählen, sondern auch die FDP vom schwarz-gelben Lager herüberholen.

Weitere Hintergründe zur Wahl:

 

Was bedeutet das für die Ampel-Bundesregierung? Die Grünen bestätigen das zweite Mal in Folge ihr Formhoch, SPD und FDP verlieren deutlich. Diese neuen Machtverhältnisse werden auch an der Regierungsarbeit nicht spurlos vorbeigehen. Drei Folgen für die Berliner Bundespolitik hat Kristina Hofmann für das ZDF identifiziert.

 

Für die CDU ist der erste wirkliche Rehabilitierungs-Schritt nach dem Bundestagswahl-Desaster gelungen: Zwei Ministerpräsidenten konnten deutliche Wahlsiege einfahren. Dazu kommt: Günther ist 48, Wüst 46. Beide sind für die CDU nun aussichtsreiche Hoffnungsträger für zukünftige Spitzenämter im Bund. Das Luxusproblem: Wie sehr die Siege nun Merz und der Bundes-CDU zuzurechnen sind. In München hat man dazu eine klare Meinung, wie Markus Söder per Twitter-Spitze kundtat.

Die nächste und letzte Landtagswahl in diesem Jahr steht am 9. Oktober in Niedersachsen an. Das könnte dann wieder erfreulicher für die SPD werden: Der beliebte Ministerpräsident Stephan Weil führt derzeit mit 7 Prozentpunkten vor der CDU und auch der grüne  Koalitionspartner steht gut da.

 

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart

Philipp Sälhoff

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Demokratie & Gesellschaft: Neuer Höchststand extremistischer Straftaten

Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Rekord an politisch motivierter Kriminalität verzeichnet: 55.048 extremistische Straftaten wurden verübt, über 10.000 mehr als 2020. Auch die Zahl der Gewaltdelikte stieg um 15 % auf 3.889. Dabei wurden mehr als 1.400 Menschen verletzt und fünf getötet. Mit 21.339 Delikten und einem Anstieg um 147 % sind insbesondere “politisch nicht in bisherige Erfassungsmuster passende” Täter:innen für den Anstieg verantwortlich. Das Bundesinnenministerium verortete diese vor allem in der Protestszene gegen Coronamaßnahmen.

Parlamente: Preisausschreiben des Deutschen Bundestages

Der Bundestag schreibt für das Jahr 2023 wieder einen Wissenschaftspreis aus. Geehrt werden wissenschaftliche Arbeiten, die zu einem vertieften Verständnis parlamentarischer Praxis beitragen. Einreichungen werden von einer Fachjury bewertet. Der Wissenschaftspreis wurde vom Deutschen Bundestag 1989 aus Anlass seines 40-jährigen Bestehens eingeführt. Bis zum 15. Juli können sich Interessierte für die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung bewerben.

Demokratie & Gesellschaft: Deutlicher Zuwachs an Stiftungs-Neugründungen

2021 verzeichnet das stärkste Stiftungswachstum seit zehn Jahren, so eine aktuelle Statistik des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Demnach gab es im vergangenen Jahr 863 Neugründungen, ein Zuwachs um 3,2 %. Bundesweit sind nun 24.650 rechtsfähige Stiftungen aktiv. 88,6 % von ihnen haben ihren Sitz in westlichen Bundesländern. Mit einem Stiftungswachstum von 9,9 % ist Hessen Spitzenreiter unter den Ländern, gefolgt von Brandenburg (+ 7,8 %) und Rheinland-Pfalz (+ 6,0 %). Während Nordrhein-Westfalen die meisten Stiftungen vorweist (4.795), bleibt Hamburg mit 79 pro 100.000 Einwohner:innen das Bundesland mit der höchsten Dichte. Stiftungshauptstadt bleibt Darmstadt.

Lobbyismus: Neuer Jahresbericht zu Parteispenden

Die Unionsparteien erhielten im Jahr 2020 mit großem Abstand die meisten Spenden unter den Bundestagsparteien. Das zeigt der durch die Bundestagsverwaltung veröffentlichte Rechenschaftsbericht. Mit 8,75 Millionen (CDU) und 3,61 Millionen Euro (CSU) floss über das Fünffache in die Parteikassen der Union als an die SPD, die einen Spendeneingang von 1,95 Millionen verzeichnet. Während auch FDP (1,3 Millionen) und Grüne (692.000) signifikante Zuwendungen meldeten, bleiben AfD (36.100 €) und Linke (2.450 €) abgeschlagen. Die höchste Einzelspende des Jahres (343.000 €) überwies der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie an die CSU.

Parteien & Parlamente: Späte Wahlentscheidungen

Rund 14 % derjenigen, die bei der Bundestagswahl 2021 wählten, entschieden sich erst bis zu einer Woche vor dem Urnengang für eine Partei, so eine repräsentative Umfrage der Meinungsforscher:innen von Pollytix. Demnach legte sich 9 % der Befragten sogar erst am Wahltag selbst fest. Vor allem junge Wähler:innen zeigten sich kurzentschlossen: Unter den 18- bis 34-Jährigen trafen 20 % bis zu eine Woche vor der Wahl ihre Entscheidung, während 14 % erst am Wahltag entschieden.

Ukraine & Russland

Parteien und Parlamente

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Demokratie und Gesellschaft

Lobbyismus und Interessenvertretung

Personalien

Politische Kommunikation

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Wahltrend

Der pollytix-Wahltrend zur Sonntagsfrage, Vorwochenvergleich in gefärbten Zahlen. Die Angaben berechnen sich aus dem gerichteten Mittel aller Sonntagsfragen der letzten 20 Tage. Den kompletten Wahltrend und alle Einzelumfragen finden Sie hier, mehr zur Methodologie hier.

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Russlands Krieg gegen die Ukraine dauert nun fast drei Monate an. Seit seinem Beginn ist politisch sehr viel in Bewegung geraten, was nach Erklärung verlangt. Rüdiger von Fritsch wagt mit seinem Buch den Versuch einer Einordnung. Der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau (2014-2019) erläutert darin, was Putin antreibt, was ihn stoppen könnte und was sein Krieg für uns bedeutet – nämlich eine neue Ära der Konfrontation. Zugleich plädiert der Diplomat im Ruhestand für eine geordnete Konfrontation durch bestimmte Regeln der militärischen Vertrauensbildung, auch wenn Putin das System der gemeinsam gestalteten Sicherheit derzeit aufgekündigt hat.

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Trüffelpasta und Aperol Spritz? Kampf gegen steuerfinanzierte Dildo-Parties? Der Wahlwerbespot des Vorsitzenden der NRW-JuLis, Alexander Steffen, tickt so ziemlich jede liberale Klischee-Box. Ob bewusste Provokation oder Fehlkalkulation: Geholfen hat es der FDP am Sonntag sicher nicht.

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Job der Woche

Trainee – Regulierungsmanagement (w/m/d)

Gerade fertig mit Deinem Bachelor? Unser Job der Woche “Trainee – Regulierungsmanagement” ist Dein Einstieg in die Welt des Consultings! Bei PIVOT Regulatory machst Du Strategieberatung auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten. Dich erwartet ein hoch professionelles und interdisziplinäres Team und ein vielfältiger Job an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Fellowship der Woche

Helmut Schmidt Fellowship

Der German Marshall Fund of the United States bietet ein Forschungsstipendium für Personen, die sich für die Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen bzw. der europäischen Integration einsetzen. Als Helmut Schmidt Fellow wirst Du Dich mit der Rolle Deutschlands und der USA in Europa und der Welt befassen. Dein Interesse wurde geweckt? Dann bewirb Dich noch bis zum 17. Juli mit Deinem Forschungsthema!

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20.05.2022 – 17:00-22:30 | 21.05.2022 – 9:15-14:30
Die Grüne Erzählung 2022 – Was ist die grüne Erzählung von … Verantwortung?

Heinrich-Böll-Stiftung | Präsenzveranstaltung | Schumannstraße 8, 10117 Berlin

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Stakeholder der Woche

Landtag Nordrhein-Westfalen

Der Landtag Nordrhein-Westfalen ist das Landesparlament des größten Bundeslandes in Deutschland. Zu seinen wichtigsten Funktionen gehören die Gesetzgebung und das Budgetrecht, die Wahlfunktion, die öffentliche Diskussion und die parlamentarische Kontrolle der Landesregierung. Sitz des Landtages ist die Landeshauptstadt Düsseldorf.

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16. Mai 2022