Putins vergessene Front

Liebe Leserin, lieber Leser,

durch den Ukraine-Krieg ist die Gefahr islamistischer Anschläge – insbesondere in Russland – fast in Vergessenheit geraten. Bis am Freitagabend 133 Menschen in der Nähe von Moskau bei einem Terroranschlag auf eine Konzerthalle starben, zu dem sich eine Gliederung des Islamischen Staats bekannte. Die wichtigsten Hintergründe zum schwersten Anschlag auf russischem Boden der jüngeren Vergangenheit:

• Was über den Islamischen Staat Khorasan bekannt ist, hat das ZDF zusammengefasst.
• Terrorismusexperte Peter Neumann erklärt beim RND, wie Russland strategisch vorgeht, um die Schuld trotzdem bei der Ukraine zu verorten.
• Wie der Anschlag auch darüber hinaus für die Verbreitung von Desinformation genutzt wird, zeigt der ARD-faktenfinder.
• Durch den russischen Angriffskrieg wurde die Gefahr des Islamismus in Russland vernachlässigt, wie Silvia Stöber für die Tagesschau berichtet.
• Reaktionen deutscher und internationaler Politiker:innen hat die Zeit gesammelt.
• Der IS hat neben einem Bekennerschreiben auch Videos der Tat veröffentlicht, die das RND beschreibt, aber natürlich aus gutem Grunde nicht verbreitet.
• Warum der Anschlag “doppelt verheerend” ist, kommentiert Christian Tretbar beim Tagesspiegel.
• In der Konzerthalle sollte die Band “Piknik” auftreten. Ihre Rolle in Russland beleuchtet die Deutsche Welle.
• Eine Chronik tödlicher Terroranschläge der letzten Jahrzehnte in Russland hat der Spiegel zusammengestellt.

Derweil diskutiert die EU weiter darüber, wie sie Putin in die Schranken weisen kann. Zum Beispiel indem die Zinserträge der eingefrorenen russischen Vermögen im Sinne der Ukraine genutzt werden, was rechtlich nicht ganz trivial ist. Auf ganz anderer Ebene signalisiert Frankreichs Präsident Macron Stärke und hat Insta-Shots aus dem Gym veröffentlicht, die nicht wenige Beobachter als Signal gen Osten deuten. Schließlich inszenierte sich Putin bis zu seinem Überfall auf die Ukraine ebenfalls gern als körperlich starker Mann (hier eine Fotostrecke der FR aus 2022).

In Deutschland streitet die Ampel weiterhin über die Waffenlieferungen an die Ukraine, dabei verändern zehn Minuten die SPD, die Dresdner CDU stimmt mit der AfD, Bayern verbietet die Gendersprache, der Kanzler besucht die FDP-Fraktion, Merz sinniert über einen Termin für vorzeitige Neuwahlen und Wirtschaftsminister Habeck fordert im Lichte der DFB-Entscheidung für Nike und gegen Adidas mehr “Standortpatriotismus”. Doch eine Entscheidung in der letzten Woche ließ alle anderen Diskussionen blass erscheinen – und trieb die Schlagzeilen-Dichter zu neuen Höhen: “Besonderes Gras im Osternest”, “Verglimmt das Gesetz?”, “Da blüht uns was”, “Es ist eingetütet” – das ist nur eine Auswahl der Headlines zur (Teil-)Legalisierung von Cannabis, die am Freitag den Bundesrat passiert hat.

• Die wichtigsten Fragen und Antworten und was die Teil-Legalisierung genau bedeutet, hat Theresa Martus in der Berliner Morgenpost zusammengefasst.
• Erste Reaktionen der Politik hat der Spiegel gesammelt.
• Im Bundesrat gab es keine Mehrheit für die Einberufung des Vermittlungsausschusses zu dem nicht-zustimmungspflichtigen Gesetz. Trotzdem überwiegt bei den Ländern die Skepsis, wie der NDR etwa für den Norden zeigt.
• Friedrich Merz hat bereits angekündigt, das Gesetz rückgängig zu machen, sollte er Bundeskanzler werden.
• Wie die Gesetzeslage international aussieht, zeigt Galileo von ProSieben auf zwei Weltkarten.

Eine Blätterverwendung ganz anderer Natur stand in Sachsen im Mittelpunkt. Die Leipziger Buchmesse ist beendet und hat auch in diesem Jahr politische Schlagzeilen produziert. So wurden Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz bei ihren Auftritten jeweils durch Aktivist:innen gestört, wie die FAZ und die FR berichten. Der Stern hat zudem das Bundeskabinett gefragt, was bei dessen Mitgliedern gerade so auf dem Nachttisch oder im E-Reader liegt. Krimi-Fans mit Hang zum Politischen kommen außerdem bei unserem Buch der Woche auf ihre Kosten.

Neben intellektueller ist auch körperliche Zerstreuung beliebt bei Berufspolitiker:innen. Das RND schildert eindrücklich die Überraschung beim mitgereisten Pressetross, als der Bundeskanzler ein spontanes Zeitfenster in Jordanien für körperliche Ertüchtigung nutzte.

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart