politnews – Haseloffs Meisterstück

[ Mit Meldungen zu: Häufigste Redner des Bundestags, Baerbock, Laschet und Scholz mit schwerem Stand im Osten, Nannen Preis 2021, Europäische Mehrheit für Wahlen mit Smartphone und NPD kassiert weiterhin Steuergelder ]

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In den letzten Jahren gab es ein ungeschriebenes Gesetz bei Landtagswahlen: Die Regierungsparteien im Bund verlieren (fast) immer. Beim letzten Stimmungstest vor der Bundestagswahl wurde dies am gestrigen Sonntag eindrucksvoll widerlegt. Reiner Haseloffs CDU gewann die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt mit nahezu 40 % deutlicher als erwartet. Am Ende betrug der Vorsprung auf die AfD mehr als 16 Prozentpunkte, nachdem manche Umfragen vor wenigen Tagen noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt hatten. Auch alle Direktmandate bis auf eins gingen an die Christdemokrat:innen. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Verantwortlich dafür war vor allem Haseloffs Ministerpräsidentenbonus. Fast 39 % der CDU-Wähler:innen nannten ihn als Grund für ihre Wahlentscheidung. Aber auch ganze 54 % waren mit der Regierungsarbeit insgesamt zufrieden, der beste Wert seit über 20 Jahren. Mit der Mobilisierung gegen eine AfD als mögliche stärkste Kraft haben die Christdemokrat:innen auf den letzten Metern dazu ein starkes Momentum genutzt. Auch das Wahlverhalten von Frauen half ihnen. Die Tagesschau analysiert die Gründe für den Wahlsieg.

Die AfD musste mit 20,8 % leichte Verluste hinnehmen. Der vom Verfassungsschutz beobachtete Landesverband verlor 14 von 15 Direktmandaten. Gerade weil das Ergebnis aber weder Grund zum Jubeln ist, noch als klare Niederlage gewertet werden kann, feuert es den parteiinternen Kampf zwischen rechtsextremem und gemäßigtem Lager weiter an. Jörg Meuthen stichelte bereits: Bei der „unübersehbar desolaten Verfassung der Konkurrenz“ sei mehr drin gewesen. Martin Schmidt beobachtet den Streit um die Deutungshoheit.

Die Linkspartei bestätigt den negativen Bundestrend und fährt das schlechteste Ergebnis in Sachsen-Anhalt nach der Wiedervereinigung ein. Das Projekt Rot-Rot-Grün, das bis vor wenigen Wochen noch unter manchen Optimist:innen diskutiert worden ist, scheiterte mit insgesamt 26,9 % überdeutlich. Timo Lehmann und Marc Röhlig im SPIEGEL über die Krise der Linken im Osten.

Die SPD blieb mit 8,4 % einstellig und fuhr damit das drittschlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt ein – nach Sachsen und Thüringen 2019 erneut im Osten. Die Bundesspitze beeilte sich mit Relativierungen der Aussagekraft für die Bundestagswahl. Auch die guten Beliebtheitswerte von Bundes-Spitzenkandidat Olaf Scholz halfen den Genoss:innen vor Ort nicht. Friederike Haupt in der FAZ über eine ratlose SPD.

Die Grünen gewannen zwar leicht, blieben aber weit unter ihren Erwartungen und werden am Ende sogar hinter der FDP kleinste Fraktion im neuen Landtag. In den Städten Halle und Magdeburg waren sie zwar oft zweistellig, holten auf dem Land aber teilweise Ergebnisse unter 3 %. Felix Hackenbruch im Tagesspiegel über den geplatzten Traum der Grünen.

Nach 10 Jahren in der außerparlamentarischen Opposition zieht die FDP wieder in den Magdeburger Landtag ein – und könnte direkt in Regierungsverantwortung kommen. Severin Weiland berichtet im SPIEGEL über eine sehr, sehr entspannte FDP.

Dass in der CDU viele lieber mit den Liberalen als mit den Grünen koalieren würden, pfeifen die Spatzen von den Magdeburger Dächern. Die Deutschland-Koalition ist auch im Bundesland am beliebtesten. Mit den Kenia- und Jamaika-Optionen hat Haseloff fast schon luxuriöse Auswahlmöglichkeiten. Verhandeln will Haseloff mit allen Parteien mit Ausnahme der AfD und der Linkspartei.

Sachsen-Anhalt hat seit 1990 fast ein Fünftel seiner Einwohner:innen verloren, heute leben dort noch 2,2 Millionen. Davon sind fast ein Drittel im Rentenalter, ein deutschlandweiter Spitzenwert (Bundesdurchschnitt: 19 %). Einen Rekord hält das Land auch in Sachen Wahlbeteiligung: 2006 gingen nur 44,4 % zur Wahl – noch nie waren es bei einer Bundes- oder Landtagswahl in Deutschland weniger. In diesem Jahr blieb die Beteiligung mit 60,3 % allerdings auf dem vergleichsweise soliden Niveau von 2016 (61,1 %).

Weiterführende Links zur Landtagswahl:

Auch wenn sich Wahlgewinner Haseloff für Markus Söder aussprach, ist der letzte Stimmungstest vor der Bundestagswahl willkommener Rückenwind für CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Den letzten ähnlich beeindruckenden Zuwachs gab es mit einem Plus von 6,7 Punkten bei der Union übrigens bei der Landtagswahl 2017 in Nordrhein-Westfalen. Geholt von Laschet selbst.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Zehn häufigste Redner des Bundestags ausschließlich Männer ]

Volker Ullrich (CSU) ist mit derzeit 165 Reden der aktivste Redner des 19. Bundestags. Das geht aus einer von der Süddeutschen aufbereiteten Parlamentsdokumentation hervor. Demnach sind die zehn häufigsten Redner männlich, darunter vier aus der Unionsfraktion, drei SPD, zwei Linke und der parteilose Mario Mieruch (ehemals AfD). Mit 79 Reden ist Gesine Lötzsch (Linke) die redefreudigste Frau des Bundestags. Unter den Fraktionsvorsitzenden trat Amira Mohamed Ali (Linke, 45 Reden) am häufigsten vor das Plenum, gefolgt von Christian Lindner (FDP, 40), Alexander Gauland (AfD, 40) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne, 36).

Süddeutsche (Aufbereitete Statistik, Paywall)


[ Schwerer Stand für Baerbock, Laschet und Scholz im Osten ]

Weniger als die Hälfte der Ostdeutschen (44,5 %) traut einem der drei Spitzenkandidat:innen für die Bundestagswahl 2021 zu, Verständnis für die wirtschaftliche und soziale Lage in Ostdeutschland zu haben. Weder Annalena Baerbock (13,3 %), noch Armin Laschet (16,1 %) oder Olaf Scholz (15,1 %) konnten laut einer Umfrage im Auftrag des Berliner Think Tanks Das Progressive Zentrum überzeugen.

Das Progressive Zentrum (Umfrage)


[ Nannen Preis 2021]

Die Journalistin Xifan Yang gewinnt die Königsdisziplin „Reportage“ des diesjährigen Nannen Preises. In ihrer ZEIT-Reportage „Die Gesandte des Konfuzius“ nahm sich Yang des Themas chinesischer Pflegekräfte in einem deutschen Altersheim an. In der Kategorie „Investigation“ siegte ein Team des SPIEGEL-Magazins mit einer Recherche über die Beteiligten des Giftanschlags auf Alexej Nawalny. Erstmals wurden auch Preise in den Kategorien „Republik“ (Daniel Deckers) und „Geschichte des Jahres“ (Mai-Thi Nguyen-Kim) vergeben.

Nannen Preis (Die Gewinner) | ZEIT (Die Gesandte des Konfuzius) | SPIEGEL (Reportage zu Nawalny, Paywall)


[ Große Mehrheit in Europa für Wahlen per Smartphone ]

Rund 72 % der Europäer:innen würden es bevorzugen, per Smartphone wählen zu können, 17 % sprachen sich dagegen aus. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des spanischen Forschungsinstituts Center for the Governance of Change (CGC) in neun europäischen Ländern. Demnach sprachen sich auch mehr als 50 % der Befragten dafür aus, den europäischen Parlamentarismus durch Regierungspolitik nach Algorithmen zu ersetzen, insbesondere die Altersgruppe der 25-34-Jährigen unterstützt die Idee (60 %).

Center for the Governance of Change (Umfrageergebnisse in Europa)


[ NPD kassiert weiterhin Steuergelder ]

Eigentlich hatte der Bundestag im Juni 2017 das Grundgesetz geändert, um die Teilfinanzierung verfassungsfeindlicher Parteien zu verhindern. Die rechtsextremistische NPD erhielt laut einem Bericht des Tagesspiegels allerdings weiter Steuergelder in Millionenhöhe. So zahlte der Staat im letzten Jahr knapp 350.000 Euro für die Beteiligung an der „politischen Willensbildung des Volkes“. 2021 werden 87.000 Euro pro Quartal fällig. Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung reichten bereits vor zwei Jahren eine gemeinsame Klage beim Verfassungsgericht in Karlsruhe ein, um der Partei die noch immer laufenden Zahlungen zu entziehen. Der oberste Senat  des Landes plant eine Anhörung noch in diesem Jahr.

Tagesspiegel (Bericht)


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Parteien und Parlamente

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Politische Kommunikation und Journalismus

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Buch der Woche


Mit der Bundestagswahl rückt das Ende der 16-jährigen Kanzlerschaft von Angela Merkel stetig näher. Robin Alexander, Journalist und Autor des Bestsellers „Die Getriebenen“, berichtet in seinem neuen Buch über den „Machtverfall“ in Merkels vierter Amtszeit. In einer Mischung aus Dokutainment und Politthriller erzählt er die Geschichte hinter den Kulissen: vom harten, langen Kampf in den inneren Machtzirkeln der Republik, die Herausforderung der Pandemie und vom Showdown um Merkels Nachfolge, der die Union fast zerreißt.


polittweet


Twitterer der Herzen

Norbert Röttgen konnte sich zwar nicht als Kanzlerkandidat der Union durchsetzen, auf Twitter hat er aber seit dem erfolglosen Rennen gegen Armin Laschet und Friedrich Merz viele neue Freunde gefunden.

Mi, 09.06- Fr, 11.06.2021 – Progressive Governance Digital Summit 2021
Das Progressive Zentrum | Internationale Kooperation | online

Di, 08.06.2021 – Datenwert & Datenminimalismus: Wege zu nachhaltiger KI & Datenwirtschaft
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz | Digitalisierung | online | 16.00-16.45

Mi, 09.06.2021 – The Africa Roundtable by GPI – African-European Cooperation on Green Transition & Covid-19 Recovery
Global Perspective Initiative | Internationale Kooperation | online | 10.00-12.30 Uhr

Do, 10.06.2021 – Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung 2021
Konrad Adenauer Stiftung | online | 13.00-20.00 Uhr

Do, 10.06.2021 – Digitaler Journalismus – Daten, Kanäle, Storytelling
BASECAMP | Digitalisierung | online | 17.30-19.00 Uhr

Fr, 11.06.2021 – Welcher Kanzler darf´s denn sein? Eine liberale Perspektive auf die Kandidaten
Friedrich Naumann Stiftung | Bundestagswahl | online | 20.00-21.00 Uhr

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7. Juni 2021