politnews – Digitalrat und Deutschlandhut

Deutschland und die Digitalisierung: Das ist für viele ein Trauerspiel, für die meisten mindestens eine schwere Geburt und nur für wenige die Traumhochzeit, die Kampagnen oft suggerieren. Davon abgesehen, dass nicht nur in den großstädtischen Start-up und Digitalwirtschaftszentren tatsächlich sehr viele Innovationen entstehen, wurde nun auch auf höchster politischer Ebene nachgelegt: Die Bundesregierung hat am Mittwoch ihren Digitalrat (siehe auch Stakeholder der Woche) vorgestellt, den sich Sonja Álvarez vom Tagesspiegel näher angeschaut hat. Unter den zehn ehrenamtlichen Mitgliedern sind vier Frauen und viel internationale Expertise. Diskutiert wurde aber größtenteils, warum man auf dem Gruppenfoto mit kurzer Hose neben der Kanzlerin posiert. Gemeint war Ijad Madisch, Gründer des ResearchGate-Netzwerks. Der gebürtige Wolfsburger im Interview mit Marleen Gaida von der Hannoverschen Allgemeinen über seine Ziele und sein Hauptthema: digitale Gründungen.

Währenddessen entwickelte sich die “PEGIDA-Affäre” in Sachsen zu einem immer groteskeren Schauspiel. Was bisher geschah: In Dresden forderte ein deutschlandbemützter PEGIDA-Demonstrant ein ZDF-Team auf, ihn nicht zu filmen. Die Polizei schritt ein und hielt die Journalisten unüblich lang von der Arbeit ab. In der letzten Woche stellte sich heraus, dass der Mann Tarifangestellter des sächsischen Landeskriminalamts ist. Warum dort PEGIDA-Anhänger arbeiten, ist eine Frage. Warum der Behördenmitarbeiter selbst dafür gesorgt hat, ein “Ereignis der Zeitgeschichte” im medienrechtlichen Sinne zu werden und die Aufnahmen damit legitimierte, eine andere. Diese beantwortet Frontal21 in einem kurzen Video, das auch weitere Filmaufnahmen der Konfrontation bereithält. Mittlerweile hat sich sowohl die Polizei als auch ein anderer beteiligter Demonstrant entschuldigt.

Noch etwas weiter südlich gerieten SPD und CSU aneinander. Die Campaigner der bayerischen GenossInnen landeten einen kleinen Coup und sicherten sich die URL www.soeder-machts.de. Misslich für die Christsozialen, denn es ist eigentlich ihr Wahlkampfslogan. Die Reaktion aus dem Franz-Josef-Strauss-Haus wirkte dann auch leicht unsouverän, wie Medienexperte Ferdinand Sacksofsky auf Facebook zusammenfasste.

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart
Philipp Sälhoff


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  • Facebook plant War Room gegen Fake-News – Um politische Desinformationskampagnen wie bei der US-Wahl 2016 zu vermeiden, plant Facebook im Vorfeld der im November stattfindenden US Midterm Elections die Einrichtung eines „War Rooms“, dessen Hauptaufgabe es sein wird, Fake Accounts zu finden und zu löschen, koordinierte Desinformationskampagnen aufzuspüren und die Schaltung politischer Werbung durch Dritte zu verhindern. ➡ 🇬🇧recode.net
  • AfD wird sich langfristig etablieren – Auf Grundlage einer Analyse der Wahlmotive von AfD-Wählern prognostizieren Soziologen der Uni Leipzig, dass sich die AfD auch langfristig in der deutschen Parteilandschaft halten wird. Da die wichtigsten AfD-Wahlmotive – Kritik an Zuwanderung und der demokratischen Praxis – keine wirtschaftlichen sind, könnten andere Parteien etwa auch mit sozialpolitischen Maßnahmen zu Gunsten von GeringverdienerInnen kaum etwas am derzeitigen AfD-Zulauf ändern. ➡ deutschlandfunk.de (Meldung) | degruyter.com (Studie)
  • Twitter-User nicht repräsentativ für Gesamtbevölkerung – Die Überraschung wird sich in Grenzen halten: Auf Twitter geführte Debatten sind als gesellschaftliches Stimmungsbarometer ungeeignet. Das zeigt eine neue Studie des Hans-Bredow-Instituts, die große demografische und persönlichkeitsbasierte Unterschiede zwischen aktiven Twitter-NutzerInnen und der Gesamtbevölkerung feststellt: Aktive Twitter-User sind demnach bspw. eher männlich, narzisstisch, haben im Vergleich zu „Normal-Onlinern“ ein größeres Interesse an Nachrichten und vertreten überwiegend politische Extreme. ➡ meedia.de (Meldung) | nomos-elibrary.de (Studie)
  • Soros-Stiftung zieht nach Berlin – Nach jahrelangen Konflikten mit der rechtsnationalen Orbán-Regierung schließt die vom Milliardär George Soros gegründete Open Society Foundations diese Woche nun endgültig ihr Büro in Ungarn. Mit zunächst 80 MitarbeiterInnen wird die Stiftung künftig von Berlin aus operieren. ➡ welt.de (Meldung) | tagesspiegel.de (Hintergrund) | 🇬🇧opensocietyfoundations.org (Website der Stiftung)
  • Facebook-Nutzung und Angriffe auf Flüchtlinge – In Orten, in denen Facebook besonders stark genutzt wird, werden Flüchtlinge häufiger attackiert. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die Forscher der Universität Warwick 3.335 Angriffe auf Flüchtlinge in Deutschland ausgewertet haben. In einer ausführlichen und viel beachteten Reportage hat die New York Times den Ergebnissen der Studie nachgespürt, deren methodisches Vorgehen und Kausalitätsannahmen allerdings auch auf Kritik stoßen. ➡ 🇬🇧nytimes.com (Reportage) | 🇬🇧ssrn.com (Studie) | sueddeutsche.de (Kritik)


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In Gedenken an John McCain

John McCain, Senator von Arizona, ehem. Präsidentschaftskandidat der Republikaner und Vietnam-Veteran verstarb am Wochenende nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren. McCain war zuletzt der prominenteste republikanische Kritiker von Trump und vertritt einen Politikstil, der sich exemplarisch bei einem Wahlkampfauftritt aus dem Jahr 2008 zeigt, als eine Fragenstellerin seinen Kontrahenten Barack Obama diffamiert.

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31.08. – 3. ZEIT Konferenz Künstliche Intelligenz
Konferenz | Künstliche Intelligenz | DIE ZEIT | 10:00-16:00

Ziel der Konferenz ist es, eine Plattform zu bieten, auf der sich – ressortübergreifend – wesentliche Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft (Politik, NGOs) im Dialog miteinander darüber verständigen, welche tiefgreifenden Umwälzungen durch Forschungsinnovationen auf dem Feld der KI in Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten sind. ➡ Zur Eventseite

Täglich aktuelle Termine finden Sie auf politcal.de, auch bereits vorsortiert für:
Institutionen – Stakeholder – Political Consulting

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Bitkom sucht Referent/in Blockchain
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Du begeisterst dich für ein junges Technologiethema mit Einflüssen aus der Kryptographie, dem verteilten Rechnen und programmierten Anreizmechanismen? Du hältst Blockchain für eine Basisinnovation – ähnlich bedeutend wie die des Internets? Als Referent/in Blockchain betreust du den Kompetenzbereich Blockchain und organisierst die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsunternehmen von Deutschlands Digitalverband Bitkom. ➡ zur kompletten Ausschreibung

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Digitalrat der Bundesregierung
Der Digitalrat berät die Bundesregierung zu Fragen der Digitalisierung. Seine zehn Mitglieder aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft tragen Ideen und Erfahrungen aus der Praxis zusammen. Mit ihrer Hilfe sollen die Chancen der Digitalisierung für alle Menschen nutzbar gemacht werden. Vorsitzende des Expertengremiums ist Katrin Suder. Das Gremium arbeitet ehrenamtlich und soll zwei Mal jährlich tagen. ➡ zum vollständigen Stakeholder-Eintrag

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27. August 2018