Grüne Erzählung 2022

Klimakrise, Pandemie und seit dem 24. Februar Krieg auf europäischem Boden: Selten haben wir in Zeiten mit größeren Herausforderungen gelebt. Um ihnen zu begegnen, braucht es Menschen in Politik und Zivilgesellschaft, die Verantwortung übernehmen. Und unter genau dieser Überschrift fand am 20. und 21. Mai die Grüne Erzählung der Heinrich-Böll-Stiftung statt: Verantwortung.

Die Übernahme von Verantwortung kann ganz verschieden aussehen. Das hat die zweitägige Konferenz mit ihren unterschiedlichen Formaten deutlich gezeigt. polisphere war als Kooperationspartner mit dabei und wir hatten – neben anderen Organisationen – am zweiten Konferenztag Gelegenheit, unsere Arbeit mit einem eigenen Stand vorzustellen.

Für Mareile Ihde, unsere Leiterin Digitale Kommunikation, gab es darüber hinaus noch mehr zu tun: Sie moderierte am Samstagmorgen einen Workshop mit Tomislav Tomašević, dem Bürgermeister von Zagreb. Tomašević wurde im vergangenen Jahr im zweiten Anlauf (vier Jahre zuvor holte der damalige Newcomer nur 4 % der Stimmen, 2021 im zweiten Wahlgang 68 %) Nachfolger des korrupten und mittlerweile verstorbenen Milan Bandić ins Amt gewählt, der ihm eine kaputte Verwaltung hinterließ.
Schwierige Voraussetzungen für den 40-Jährigen, seine Vision von einem grünen und gerechten Zagreb, das 2020 auch noch von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, in die Realität zu übersetzen.

Dass Tomašević im Verlauf des Workshops so einen tiefen und umfassenden Einblick in seine ganz persönliche Grüne Erzählungen ermöglichte, lag vor allem an den Fragen der Teilnehmenden, die vielfältige Themenbereiche tangierten und den Großteil der einstündigen Veranstaltung ausmachten.

Am Samstagmittag standen kurze und knackige Vorträge der Partnerorganisationen auf der Agenda, die sogenannten Lightning Talks, die den inhaltlichen Schlusspunkt der Grünen Erzählung bildeten. polisphere griff das Leitmotiv der Konferenz im Zusammenhang mit den Sozialen Medien auf. Wie verhalten sich Zivilgesellschaft und Politiker:innen verantwortlich auf Twitter, Instagram und Facebook? Mareile Ihde verdeutlichte anhand des immer noch in allen Gesellschaftsbereichen exitierenden Problems Antisemitismus mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen, wie soziale Medien dazu beitragen, dass sich Hassideologien, Verschwörungserzählungen und Desinformation in Windeseile verbreiten können – und sie erklärte, warum in den meisten Fällen Wegschauen und Ignorieren nicht weiterhelfen. Dabei verwies sie auch auf die Erkenntnisse, die aus dem polisphere-Projekt “Antisemitismus im Dark Social” hervorgingen.

Und so ging die Grüne Erzählung 2022 zu Ende, die am Freitag mit einer Podiumsdiskussion unter anderem mit der Bundesvorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang, und einer Keynote von Winfried Kretschmann, ihrem Parteikollegen und Ministerpräsident in Baden-Württemberg, einen inhaltlich wie personell spannenden Auftakt genommen hatte.

(Fotos: Philipp Sälhoff)

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25. Mai 2022