politnews – Showdown in der Union, Burgfrieden beim AfD-Parteitag

[ Mit Meldungen zu: Menschenrechtslage durch Corona-Pandemie dramatisch verschlechtert, CDU-Politiker:innen gründen „KlimaUnion“, die Initiative „Unmute Now“ schreibt 100 Stipendien zur Demokratieförderung aus, Diäten für Bundestags-Parlamentarier:innen sinken stärker als erwartet und CeMAS: ein neues Forschungszentrum gegen Verschwörungstheorien ]

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Markus Söder will Kanzlerkandidat der Union werden, Armin Laschet ist dem seit heute ein Stück näher gerückt. Söders Ambitionen kamen so überraschend wie das Wahljahr selbst, auch wenn er über Monate jegliche Ambitionen von sich wies. Nun formulierte es der bayerische Ministerpräsident das erste Mal klar und öffentlich. Am gestrigen Sonntag trat er zusammen mit seinem Konkurrenten Armin Laschet vor die Presse und versuchte sich in demonstrativer Einigkeit. Wenige Tage nachdem er den CDU-Vorsitzenden bei Markus Lanz noch bloßstellte, indem er einen SMS-Inhalt ausplauderte. Die Reaktionen auf Söders Ankündigung fasst der Spiegel zusammen.

Bedingung war für den CSU-Chef aber die Unterstützung der CDU, auf die er jedoch nicht uneingeschränkt zählen kann, wie seit heute Nachmittag klar ist. Zwar hat er dort einige Unterstützer:innen wie die 50 Unionsabgeordneten, die jüngst einen Aufruf unterzeichnet haben, die Kanzlerkandidatur unter Einbindung der Fraktion zu klären oder den Berliner CDU-Landesverband, der sich heute Morgen noch hinter Söder stellte.

Doch nach einer Nachtsitzung in der hessischen Landesvertretung kam heute Morgen die CDU-Spitze in Präsenz im Konrad-Adenauer-Haus zusammen und stellte sich hinter Laschet – was zwar noch keinem offiziellen Entschluss gleich kommt, sondern nur einem „Meinungsbild“, wie Generalsekretär Ziemiak und Parteichef Laschet in der anschließenden Pressekonferenz heute Nachmittag betonten. Alles andere als ein Votum für Laschet wäre auch eine mittelgroße Sensation gewesen. Volker Bouffier berichtete schon vorher aus der Präsidiumssitzung, in der sich „fast alle Mitglieder zu Wort gemeldet“ haben.

Nachdem sich heute Nachmittag das CSU-Präsidium ebenfalls erwartbar für ihn als Kanzlerkandidaten aussprach, war von Söders scheindemütiger Haltung von Sonntag jedoch nicht mehr viel übrig. Es sei noch keine Entscheidung gefallen und der CSU-Chef will nun „in die Fraktion hineinhorchen“, stellte er in einer gerade abgehaltenen Pressekonferenz klar.

So oder so ist Söders Aktion geschickt, gibt er doch die Verantwortung in das Feld der Schwesterpartei, die nun zwischen Umfragewerten und Loyalität zum frischgewählten Parteichef entscheiden muss. Auch bei einem Korb kann er sich als Teamplayer positionieren und die Verantwortung für eine mögliche Wahlschlappe vermeiden. Aber so weit ist der Franke noch lange nicht – trotz allseitiger Ungeduld will sich Söder „noch ein paar Tage Zeit nehmen“.

Um Kanzlerkandidaturen muss sich die AfD nicht kümmern, denn die Rechtsnationalen haben derzeit keinen einfachen Stand: Während der Corona-Pandemie konnten sie in der Opposition kaum durchdringen, das Damoklesschwert der Beobachtung durch den Verfassungsschutz schwebt weiter über der Partei, ein Mitgliederrückgang von 15 % innerhalb eines Jahres drückt auf die Stimmung, die Umfragewerte stagnieren um die 10 % und jüngst gab es bei den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Bauchlandungen.

Der AfD-Parteitag in Dresden sollte nun ein Aufbruchssignal senden. Auch ein neuer Slogan soll helfen: „Deutschland. Aber normal.“ Einen Burgfrieden hat man immerhin erreicht, die Spaltung der Partei zwischen dem gemäßigten Lager um Meuthen und den Rechtsaußen um Höcke setzte sich aber mehr oder weniger offensichtlich fort. Der rechtsextreme Chef des Thüringer Landesverbands brachte sich deutlich sichtbarer und häufiger ein als beim vorherigen Parteitag in Kalmar, wo er kein einziges Mal sprach, aber dennoch allgegenwärtig war. Zentrale Ergebnisse:

  • Corona-Resolution: Die Masken- und Testpflichten sowie Lockdown-Maßnahmen werden radikal abgelehnt, die Annäherung an die Querdenker-Szene geht weiter.
  • Migrationsregelung: Ein Einwanderungsmodell nach japanischem Vorbild wurde beschlossen, wobei es zu einem offenen Eklat kam, als Beatrix von Storch auf offener Bühne den Delegierten die Leviten lies. Ebenfalls soll jeglicher Familiennachzug für Geflüchtete ausgesetzt werden.
  • ÖRR-Beschluss: Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk soll auf einen „Grundfunk“ beschnitten werden, mit einem Zehntel der derzeitigen Mittel.
  • EU-Austritt: Deutschland soll aus der EU austreten und eine neue europäische Gemeinschaft mitbegründen.
  • Verfassungsschutz: Höckes Antrag, der eine Auflösung des Verfassungsschutzes ermöglichen sollte, wurde abgelehnt.

Die Frage nach den Spitzenkandidat:innen wurde vertagt, diese sollen nun per Mitgliederentscheid bestimmt werden. Bundessprecher Chrupalla gilt als gesetzt, Alice Weidel kann es sich nochmal überlegen. Chrupallas Co-Vorsitzender Jörg Meuthen entging nur knapp einem Abwahlantrag, den rund 50 Delegierte auf die Tagesordnung setzen wollten. Die Frankfurter Rundschau mit einer Analyse des Parteitags.

Der letzte Stimmungstest für die AfD vor der Bundestagswahl findet am 6. Juni in Sachsen-Anhalt statt. Hier hat sie realistische Chancen zur stärksten Kraft zu werden. In Sachsen hat sie das in einer jüngsten Umfrage gerade schon geschafft.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Menschenrechtslage durch Corona-Pandemie dramatisch verschlechtert ]

Der neueste Jahresbericht von Amnesty International stellt eine dramatische Verschlechterung der globalen Menschenrechtslage fest. Demnach kam es in 87 von 149 (58 %) untersuchten Ländern zu Folter in Haft, dabei in 41 (28 %) mit Todesfolge. Insbesondere im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie verschlechterte sich die Situation. So gab es in 42 Ländern (28 %) staatliche Repressionen gegen medizinisches Personal, während mit 83 (56 %) mehr als die Hälfte aller Regierungen marginalisierte Gruppen durch Corona-Maßnahmen diskriminierte.

Deutsche Welle (Bericht) | Amnesty International (Report für Deutschland 2020 / 2021) | Amnesty International (Globaler Jahresbericht als PDF)


[ CDU-Politiker:innen gründen „KlimaUnion“ ]

Eine Gruppe von CDU-Politiker:innen will das Klimaprofil der Union stärken. Auch eine mögliche schwarz-grüne Koalition im Bund würde von der Gründung der „KlimaUnion“ profitieren. Inhaltlich strebt die Gruppierung vor allem eine wirksame „1,5°C-Politik“ an. Bereits im März soll die Gründungsversammlung des Vereins stattgefunden haben, der mittlerweile auch auf den sozialen Netzwerken mit eigenen Accounts präsent ist. Gründer:innen sind unter anderem CDU-Bundesvorstandsmitglied Wiebke Winter, das Ex-Mitglied der Grünen Philipp Schröder sowie der Unternehmer und Umweltaktivist Heinrich Strößenreuther.

KlimaUnion (Website) | SPIEGEL (Bericht)


[ Die Initiative „Unmute Now“ schreibt 100 Stipendien zur Demokratieförderung aus ]

„Unmute Now“ verkündete am Donnerstag den Beginn der Bewerbungsphase für 100 Projekt-Stipendien. 25 Teams sollen Ideen entwickeln, erproben und umsetzen, wie sich junge und zu wenig repräsentierte Menschen stärker an politischen und demokratischen Prozessen beteiligen können. Die Stipendien sollen Lebensunterhalts- und Projektkosten der Empfänger:innen von Juni bis mindestens zum Oktober 2021 abdecken. Initiiert wurde „Unmute Now“ von der gemeinnützigen Organisation „ProjectTogether“. Die Alfred Landecker Foundation unterstützt das Programm finanziell. Bewerbungsfrist ist der 17. Mai.

Unmute Now (Website)


[ Diäten für Bundestags-Parlamentarier:innen sinken ]

Der Einbruch der deutschen Konjunktur und Lohnniveaus im letzten Jahr hat die Verringerung von Bundestagsgehältern zur Folge. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes sinken die Diäten zum 1. Juli um 0,7 %. Demnach erhalten Mitglieder des Bundestags noch 10.012,89 € anstelle der derzeitig 10.083,47 € pro Monat, damit rund 71 € weniger. Angesichts der Corona-Krise verzichteten die Parlamentarier:innen bereits 2020 auf eine Diätenerhöhung, welche ihnen aufgrund der um 2,6 % gestiegenen Nominallöhne in 2019 zugestanden hätte. Nach dem Abgeordnetengesetz ist die Entwicklung des Nominallohnindex im Vorjahr maßgeblich für die Anpassung der Diäten zum 1. Juli.

n-tv (Bericht)


[ CeMAS: ein neues Forschungszentrum gegen Verschwörungstheorien ]

Eine kürzlich gegründete Initiative, das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), will mit einem interdisziplinären Ansatz gegen Verschwörungsideologien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus vorgehen. Ziel des Projekts ist die frühzeitige Erfassung demokratiefeindlicher Tendenzen sowie die Befähigung der Gesellschaft, diesen aktiv entgegenzutreten. Das interdisziplinäre Team wird von der über Verschwörungstheorien forschenden Psychologin Pia Lamberty sowie dem Political Data Scientist Josef Holnburger geleitet.

SZ (Bericht)CeMAS (Website)


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Buch der Woche


Ferdinand von Schirach fordert in „Jeder Mensch“ eine neue EU-Grundrechtscharta, um den Herausforderungen unserer Zeit besser begegnen zu können. Dabei sollen sechs zusätzliche Grundrechte helfen, die auf die Themen Klimawandel, Digitale Selbstbestimmung, künstliche Intelligenz, Wahrheit und Globalisierung abzielen.


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Sofagate

 

Beim Besuch einer EU-Delegation in Ankara kam es zum Eklat: Überraschenderweise wurde für Kommissionspräsidentin von der Leyen kein Stuhl bereitgehalten, für den Ratschef Michel schon. Die Interpretationen der Protokollauslegungen gehen hier auseinander, bisher wurde es aber bei den männlichen Vorgängern von der Leyens immer anders gehandhabt. Das “Sofagate” und von der Leyens ungläubiges “Ehhhmmm” im Tweet von EU-Parlamentarier Sergey Lagodinsky.

Am Eklat trägt auch die EU eine Mitschuld. So ist es nicht der erste Vorfall dieser Art, bei der Michel seine eigene Rolle hervorheben möchte. Auch an der Vorbereitung des Treffens seitens des federführenden Protokolldienst des Ratschef gab es wohl interne Kritik von der EU-Botschaft in Ankara.

Mo, 19.04.2021 – Zurück zu Demokratie und Diplomatie
DGAP | Transatlantische Beziehungen | online | 18:00-19:15 Uhr

Di, 13.04.2021 – Corona und Arbeit: Was folgt auf den Digitalisierungsschub?
Weizenbaum Forum | Digitalisierung | online | 18:00-19:30 Uhr

Mi, 14.04.2021 – Aktiv gegen Hate Speech
Europäische Akademie Berlin | Diskriminierung | online | 10:00-13:15 Uhr

Mi, 14.04.2021 – Corporate Digital Responsibility – Grundlagen und Perspektiven
Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz | Digitalisierung | online | 16:00-16:45 Uhr

Fr, 16.04.2021 – Wenn Bürger Außenpolitik betreiben – Neue Formen der Demokratiebeteiligung
Friedrich Naumann Stiftung | Demokratie | online | 14:00-15:00

Mo, 19.04.2021 – Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Was kann Zivilgesellschaft?
Maecenata Stiftung | Zivilgesellschaft | online | 17:00-18:00 Uhr

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Die Marianne Strauß Stiftung unterstützt innerhalb Bayerns v.a. in finanzielle Not geratenen Menschen und legt dabei einen Schwerpunkt auf Einzelfallhilfe für sozial Schwache und Menschen mit Behinderung. Die Stiftung wurde 1984 nach dem Tod von Marianne Strauß gegründet. Der Stiftungsvorstand steht seit Gründung unter dem Vorsitz von Franz Georg Strauß, Sohn von Marianne Strauß. Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist seit 2012 Ferdinand von Forstner.

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12. April 2021