politnews – Der Impfstreit

[ Mit Meldungen zu: Clubhouse-Nutzerzahlen, neuem Thinktank futur eins, Zukunftsrepublik Deutschland 2030, Karlsruhe weist Paritätsklage ab und Rekord an rechten Straftaten ]

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Alle 0,8 Sekunden wird in Deutschland durchschnittlich eine Impfdosis gegen das Coronavirus verabreicht. Das klingt beeindruckend, ist aber im internationalen Vergleich (SPIEGEL-Infografiken) eher Mittelfeld. Der Unmut darüber wird immer größer und brach sich nun auch im Bundeskabinett Bahn: Finanzminister und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz platzte in der letzten Woche der Kragen. Dem Vernehmen nach bediente er sich dabei einer Wortwahl, die sonst so gar nicht zum reservierten Hanseaten passt. N-tv berichtet aus der aufgeheizten Kabinettssitzung und darüber, wann die Kanzlerin intervenierte.

Ziel seiner Attacken waren vor allem die EU-Kommission und deren Präsidentin Ursula von der Leyen, denn die deutsche Impfstoffbeschaffung ist an den von der Kommission ausgehandelten EU-Rahmen gekoppelt. Dabei habe sich Brüssel aber zu sehr auf die Entwicklung eines Impfstoffes und zu wenig auf die Produktion in ausreichendem Maße konzentriert, so der Vorwurf. Für die Versäumnisse entschuldigte sich von der Leyen bereits und räumte im Interview mit der SZ (Paywall) Fehler ein. In einem Gastbeitrag in der FAZ (Paywall) verteidigt sie aber das grundsätzliche Vorgehen der EU.

Länder wie Deutschland und Frankreich hätten die Versorgung mit Impfstoffen zwar auch alleine sicherstellen können, doch das hätte aus Sicht von der Leyens und vieler anderer die europäische Solidargemeinschaft gefährdet. Wenn die EU aber mit gemeinsamer Verhandlungsmacht auftritt, kann sie auch den kleineren EU-Staaten eine Versorgung ab Tag eins der Verfügbarkeit garantieren. Einzelne Länder, wie zum Beispiel das nicht mehr an dieses Vorgehen gebundene Vereinigte Königreich, können hier natürlich schneller und eigenständiger agieren. Die EU hat quasi einen Geschwindigkeitsvorteil gegen einen solidarischen Verteilungsmechanismus getauscht, der gegenseitige Überbietungswettbewerbe verhindern sollte. Was aus europäischer Sicht auch größtenteils funktioniert hat: Beim Treffen der EU-Botschafter:innen in der letzten Woche war von Kritik an der Impfstrategie nicht viel zu hören.

Mit sechs Anbietern wurden Verträge über insgesamt 2 Milliarden Dosen geschlossen: Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, CureVac, Johnson & Johnson und Sanofi. Davon sind jedoch nur die ersten drei bisher zugelassen.

  • Das ZDF mit einer Übersicht zu Wirksamkeit und Eigenschaften der verschiedenen Impfstoffe.
  • Welche Erfahrungen andere Länder mit den Impfstoffen aus Russland und China machen, fasst die Friedrich-Ebert-Stiftung in drei Länderberichten aus Serbien, Argentinien und Kanada zusammen.
  • Eine neue Task Force, die vom EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton geleitet wird, soll die EU innerhalb der nächsten zwei Jahre vollkommen unabhängig in der Impfstoffproduktion machen.

Auch der Geschäftsführer von Biontech verteidigt die EU: „Auch mit Milliarden Euro und Tausenden zusätzlichen Mitarbeitern” hätte es im letzten Jahr nicht mehr bzw. früher Impfstoff gegeben. Anders stellt sich die Lage jetzt da, nun könnte mehr Geld tatsächlich zu mehr und zeitigerem Impfstoff führen. Die Forderungen des Impfstoffherstellers an die politischen Entscheider:innen liegen auf dem Tisch.

Die Verantwortung für die Mission „Unionsimpfung“ lag lange bei Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides aus Zypern, der mangelnde Durchsetzungsfähigkeit vorgeworfen wird. Selbst Jens Spahn soll sich bei Angela Merkel über die konservative Politikerin beschwert haben. Der MDR hat mit der Kommissarin gesprochen, die zwei Mal den Brustkrebs besiegt hat.

„Im Großen und Ganzen ist nichts schief gelaufen“, meinte auch Angela Merkel am Freitag in der ARD (15-minütiger Mitschnitt des Live-Interviews). Georg Ismar analysiert ihren Auftritt im Tagesspiegel. Am kommenden Donnerstag will Merkel eine Regierungserklärung zur Coronalage und dem Stand der Impfungen abgeben, nachdem der nächste Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch wohl eine Verlängerung des bis zum 14. Februar geltenden Lockdowns beschließen wird.

Die Infektionszahlen sinken seit Wochen im Schnitt – die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 76 und damit nicht mehr weit von der „Lockdown-Grenze” von 50 entfernt, wie Welt-Journalist Olaf Gersemann täglich visualisiert. Im Vergleich der Bundesländer liegt Mecklenburg-Vorpommern mit einer Impfquote von über 3,8 % ganz vorn, die norddeutschen Nachbar:innen aus Niedersachsen bilden mit 2,2 % das Schlusslicht.

Dennoch bleibt die Pandemie-Bilanz in Deutschland erschreckend: Das Coronavirus hat über 60.000 Menschen das Leben gekostet, von einer höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Für diese Opfer der Pandemie hat Bundespräsident Steinmeier nun eine nationale Gedenkfeier am 18. April angekündigt. Neben Hinterbliebenen der Toten solle die gesamte Staatsspitze an der Gedenkfeier teilnehmen.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Nutzerzahlen von Clubhouse ]

Clubhouse hat weltweit 2 Millionen wöchentliche Nutzer:innen. Das offenbarte der CEO der App, Paul Davison, in einem Interview. Eine Umfrage von OMD Deutschland zeigte außerdem, dass bereits 0,8 % der Befragten die Audio-Only-App nutzten, während 6,4 % von ihr gehört hätten und sich einen Download vorstellen könnten. Bereits am 19. Januar war Clubhouse die am meisten heruntergeladene App in Deutschland. Deutlich übertroffen werden die Nutzer:innenzahlen zwar noch von anderen Plattformen wie das bei der Generation Z beliebte TikTok (5,5 Millionen monatliche Nutzer:innen in Deutschland). Allerdings erfährt Clubhouse derzeit einen exponentiellen Nutzer:innenanstieg mit inzwischen wahrscheinlich 6 Millionen Downloads, wie der Data Analyst Vajresh Balaji feststellt.

CNBC (Interview) | Futurebiz (OMD-Umfrage & Analyse Vajresh Balaji) | FAZ (Analyse)


[ Neuer Think & Do Tank futur eins für gemeinwohlorientierte Öffentlichkeit ]

Die Berliner Thinktank-Szene bekommt Zuwachs. Mit der Zielsetzung, „Zeit und Raum für Journalismus und die informierte Gesellschaft“ zu schaffen, will das vierköpfige Gründungsteam von futur eins Folgen der Digitalisierung für die Medienlandschaft analysieren und Lösungen für Herausforderungen wie mangelnde Medienkompetenz, Desinformation und Hatespeech entwickeln. Ins Leben gerufen wurde die Plattform von Alexander Sängerlaub (bisher Stiftung Neue Verantwortung), Christina Dinar (Amadeu Antonio Stiftung), Leonard Novy (Institut für Medienpolitik) und dem Journalisten Frederik Fischer.

futur eins (Webseite)


[ „Zukunftsrepublik” gibt Ausblick auf Deutschland 2030 ]

Deutschland braucht Visionen. Davon sind zumindest Herausgeber:innen und Autor:innen des am Mittwoch erscheinenden Sammelbands „Zukunftsrepublik” überzeugt. Dieser versammelt 80 Persönlichkeiten aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit, Politik und Gesellschaft. Zu den Autor:innen gehören u.a. Nachhaltigkeitsexpertin Maja Göpel, FDP-Hoffnungsträger Johannes Vogel und die Geschäftsführerin der Alfred Herrhausen Gesellschaft, Anna Herrhausen. Die Einnahmen gehen an die gemeinnützige Jugendbildungsplattform StartupTeens.

campus Verlag (Buchbeschreibung und Vorbestellung)


[ Karlsruhe weist Klage zu Geschlechterparität im Bundestag ab ]

Das Bundesverfassungsgericht wies eine Wahlprüfungsbeschwerde gegen fehlende Geschlechterparität im Bundestag ab. Die höchsten Richter:innen des Landes rechtfertigten ihre Entscheidung mit einer ungenügenden Begründung der Anklage. Ferner habe der Gesetzgeber einen Spielraum darin, wie er die im Grundgesetz festgelegte Gleichstellung erreiche, so das Gericht. Die Kritik der zehn Klägerinnen richtete sich insbesondere gegen die unparitätischen Länderlisten der Parteien. Lediglich 30,7 % der Abgeordneten sind Frauen (letzte Legislatur: 36,3 %). Aus Sicht der Hauptklagevertretung sei dies undemokratisch, da es 51 % des Elektorats nicht abbilde.

Tagesschau (Bericht) | Bundesverfassungsgericht (Pressemitteilung)


[ 2020 war Rekordjahr rechter Straftaten ]

Die vorläufige Kriminalstatistik der Bundesregierung verweist auf 23.080 rechte Straftaten im Jahr 2020. Lediglich in 2016 lagen die Zahlen noch höher. Allerdings werden, wie der Tagesspiegel berichtet, im Februar voraussichtlich noch Hunderte weitere Vergehen nachgetragen. Damit ist davon auszugehen, dass die Polizei in 2020 die meisten Taten seit Beginn der statistischen Erhebung im Jahr 2001 meldete. Hinter den Zahlen stecken Ereignisse wie „Drohungen“, „Hitlergrüße“, aber auch „Körperverletzung“ und „Terrorismus“. Die Täter:innen verletzten in 2020 mindestens 307 Menschen und töteten neun. Während rund 6.000 Verdächtige ermittelt wurden, kam es lediglich zu 61 Festnahmen und sechs Haftbefehlen.

Tagesspiegel (Bericht)


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Aerobic im Umsturz

Live bei einem Staatsstreich dabei sein? Die Sportlehrerin Khing Hnin Wai aus Myanmar erlebte das auf skurrile Weise, als während ihrer Aerobic-Session ein Militärkonvoi im Hintergrund auftauchte. Die US-amerikanische Anti-Trump-Kampagne The Lincoln Project nutzte das Meme-Potenzial des Vidoes direkt, um gegen die Republikaner auszuteilen.

Di, 09.02.2021 – Safer Internet Day 2021
Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz | Digitalisierung | online | 13:00 Uhr

Fr, 12.02.2021 – Meinungsbildung und Meinungsmacht in dissonanten Öffentlichkeiten
Freie Universität Berlin | Politische Kommunikation | online | 9:00 Uhr

Sa, 13.02.2021 – Effektive Social Media für Engagierte
Heinrich Böll Stiftung | Social Media | online | 10:00 Uhr

Sa, 13.02.2021 – Politik online vermarkten
Friedrich Naumann Stiftung | Digital Politik | online | 10:00 Uhr

Mo, 15.02.2021 – Klimaschutz-Kommunikation und virtuelle Meetings
Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. | Kommunikation | online | 19:00 Uhr

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DENEFF sucht Junior campaigner (m/w/d) für Klima-wahlkampagne 2021
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Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA)
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ist eine dezentralisierte Agentur der EU, die für die Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum zuständig ist. Sie kümmert sich dabei um die wissenschaftliche Evaluierung und Sicherheitsüberprüfung von Human- und Tierarzneimitteln. Die EMA kooperiert dafür eng mit den nationalen Regulierungsbehörden der Mitgliedsstaaten. Sie wird von einem 36-köpfigen unabhängigen Verwaltungsrat unter der Direktorin Emer Cooke geleitet. Sitz der Agentur ist seit 2019 Amsterdam.

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8. Februar 2021