politnews – Was von Davos bleibt

[ Mit Meldungen zum Vertrauen in Institutionen, dem Demokratieindex, dem Wahl-O-Mat für die Hamburg-Wahl, den Goldenen Blogger Awards und den Top 10 Meldungen von P&K ]

Sie haben KollegInnen, FreundInnen oder Bekannte, die sich für unseren politnews-Newsletter interessieren könnten? Leiten Sie unseren Anmeldelink gerne weiter.

Das 50. Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos ist Geschichte. Eine Woche lang kamen bei dem vom deutschen Ökonomen Klaus Schwab gegründeten Gipfeltreffen mehr als 3.000 Gäste aus der ganzen Welt zusammen. Was davon bleibt, resümiert das Handelsblatt in sieben zentralen Erkenntnissen. Für FreundInnen der Primärquellen gibt es die Programmübersicht mit allen Sessions und Videoaufzeichnungen hier.

Für Gesprächsstoff sorgte u. a. Grünen-Vorsitzender Robert Habeck: Vor der Handy-Kamera der ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf zerriss er die Rede von US-Präsident Trump nach Strich und Faden: Diese sei ein “einziges Desaster”, die schlechteste, die er je gehört habe und Trump “der Gegner”. Unabhängig von der inhaltlichen Berechtigung seiner Kritik – Trumps Rede war in der Tat ein groteskes Duett aus Realititätsverweigerung und Hybris (Factcheck der BBC) – ist seine Wortwahl unter Bündnispartnern selbst für einen Oppositionspolitiker unüblich.

Ob Habeck sich zurückgehalten hätte, wäre die Einleitung Eigendorfs nicht “ist nur für Instagram” gewesen? In jedem Falle ist die Debatte ein weiteres Lehrstück über die Wucht, die PolitikerInnen mit ungefilterter Sprache in sozialen Medien entfachen können. Ein Phänomen, mit dem der Grüne schon öfter Bekanntschaft machte. Warum das “Rezept Habeck” neben Kritik aber auch viel Anerkennung findet, beschreibt Markus Feldenkirchen. Angela Merkel bot Trump übrigens auf ihre Weise Paroli: Mit einem Seitenhieb (im Video) auf ihn, der ihr viele Lacher im Auditorium einbrachte.

Unmittelbar nach seinem Besuch in Davos ging es für Habeck auf eine länger geplante USA-Reise, wo seine Äußerungen nicht überhört wurden. Das US-Außenministerium lud ihn zu einem “undiplomatischen, aber dadurch sehr erhellenden” Gespräch ein, nicht ohne dieses vorher noch mal mit einem protokollarischen Kniff abzuwerten, wie FAZ-Korrespondent Majid Sattar erfuhr.

Trotz Trumps Ignoranz war der Klimaschutz das bestimmende Thema in Davos. Greta Thunberg und KlimaschutzaktivistInnen aus der ganzen Welt waren vor Ort – auch weil das WEF sich in den letzten Jahren zunehmend für die Zivilgesellschaft geöffnet hat. Auch hier geriet das Netz in Aufruhr: Die ugandische Klimaschutzaktivistin Vanessa Nakate wurde aus dem Gruppenbild mit Thunberg, Luisa Neubauer und ihren europäischen (weißen) Mitstreiterinnen geschnitten (Originalfoto im Vergleich mit der AP-Version). Rassismus-Vorwürfe wurden laut, die AP wiegelte ab.

Jenseits aller Tagespolitik: Heute vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von den Alliierten befreit, unter #WeRemember wird auf den sozialen Medien gegen das Vergessen gepostet. Es ist nötiger denn je: Der Antisemitismus in Deutschland nimmt wieder zu.

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart
Philipp Sälhoff


politnews


Weltweit wenig Vertrauen in Institutionen – Dem Edelman Trust Barometer 2020 zufolge ist das gesellschaftliche Vertrauen in Institutionen wie Medien, Regierungen oder NGOs sowohl in Deutschland als auch global leicht angestiegen, mit einem Durchschnittwert von 46 (D) bzw. 54 % (weltweit) jedoch vergleichsweise niedrig. Auch in Deutschland zeigt sich ein starker “Trust Gap”: Das Vertrauen der informierten Öffentlichkeit (höherer Bildungsabschluss, Einkommen und Medienkonsum), liegt 20 Prozentpunkte über dem der breiten Öffentlichkeit. ➡️ Meedia (Artikel) | Edelmann (Report)

Weltweiter Demokratieindex auf tiefstem Stand seit 2006 – Laut dem jährlich erscheinenden Democracy Index der britischen Economist Intelligence Unit ist der weltweite Demokratie-Score auf den niedrigsten Stand seit 2006 gefallen, vor allem aufgrund von Entwicklungen in Lateinamerika und afrikanischen Staaten südlich der Sahara. In Europa konnten u. a. Frankreich und Portugal zu “vollständigen” Demokratien aufsteigen, Deutschland hält sich in der Liste konstant auf Platz 13. In das 167 Länder umfassende Ranking fließen Faktoren wie Wahlprozesse, BürgerInnenrechte und politische Beteiligung ein. ➡️ EIU (Artikel) | The Economist (Interaktive Grafik | Paywall)

Wahl-O-Mat und abgeordnetenwatch.de zur Hamburg-Wahl – Rund einen Monat vor der Hamburger Bürgerschaftswahl am 23. Februar hat die Bundeszentrale für politische Bildung den entsprechenden “Wahl-O-Mat” freigeschaltet. Nach bekanntem Prinzip bietet die Anwendung einen Vergleich der verschiedenen Parteiprogrammen mit den eigenen Ansichten. Das Dialog-Portal abgeordnetenwatch.de hat ebenfalls sein #hhbue-Angebot gestartet: hier können WählerInnen den 733 KandidatInnen von 19 Parteien Fragen zu ihrer Arbeit und ihrem Programm stellen. ➡️ Wahl-O-Mat (Tool) | Abgeordnetenwatch (Portal) | Hamburg.de (Übersicht der Parteien)

Doro Bär, Rezo und Lilly Blaudszun unter den Nominierungen für den Goldenen Blogger 2019 – Am 9. März wird zum 13. Mal der Goldene Blogger verliehen, der wohl relevanteste Social-Media-Preis Deutschlands. In der Königskategorie “Blogger*in des Jahres” sind dieses Jahr der YouTuber Rezo, die Journalistin und Autorin Samira El Ouassil und der Faktencheck-Blog Volksverpetzer nominiert. Weitere politische Social-Media-Profis, die sich Hoffnungen machen dürfen, sind Staatsministerin Dorothee Bär, Twitter-Newcomer Ruprecht Polenz und SPD-Nachwuchshoffnung Lilly Blaudszun. ➡️ Die Goldenen Blogger (Meldung)

Die 10 interessantesten Politik-Personalien 2019 – Das Online-Portal politik & kommunikation veröffentlicht regelmäßig Meldungen zum Stellenwechsel in der Berliner Politikszene, 2019 waren es insgesamt 763. Die Redaktion hat die zehn meistgeklickten Meldungen bekanntgegeben: Darunter finden sich ausschließlich ministeriale Personalwechsel von StaatssekretärInnen oder AbteilungsleiterInnen. Mit einer Ausnahme: Platz 1 geht an Armin Peter, der im März Pressesprecher von Friedrich Merz wurde. ➡️ Politik & Kommunikation (Ranking)


polittweet


#Dorfkinder haben kein Netz

Julia Klöckner spornte Anfang letzter Woche Twitter mit ihrer #Dorfkinder-Kampagne zu neuen Kreativleistungen an. Clara Nathusius nahm die Idee der ParteifreundInnen vielleicht auf die bildhafteste Weise aufs Korn. Aber auch für das BMEL gilt die alte Social-Media-Weisheit: Wer den Spott hat, braucht für die Sichtbarkeit nicht zu sorgen.

 

Täglich aktuelle Termine finden Sie auf politcal.de – auch bereits vorsortiert für InstitutionenStakeholder und Political Consulting.

Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. sucht Referent für Presse & Medien (m/w/d)
Berlin | Bewerbungsfrist: 22.02.2020 | Arbeitsbeginn: ab sofort | Vollzeit

Mit dem verbindlich definierten Atomausstieg, dem vereinbarten Kohleausstieg und dem Ziel, bis 2030 mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien zu erreichen, gewinnt die Energiewende weiter an Schwung. Ihre Aufgabe ist es, die Positionierung des Verbandes gegenüber Öffentlichkeit und Medien in der gesamten Breite der energiewirtschaftlichen Themenfelder vorzubereiten und so zur Wahrnehmung des Dachverbandes in fachlichen und gesellschaftspolitischen Debatten beizutragen.

Sie suchen selbst Verstärkung? Auf politjobs.de unterstützen wir Sie bei der Personalsuche. Schreiben Sie uns einfach unter politjobs@polisphere.eu.

Transparency International Deutschland e.V.
Transparency International Deutschland e.V. (kurz: „Transparency Deutschland“) arbeitet deutschlandweit an einer effektiven und nachhaltigen Bekämpfung und Eindämmung der Korruption. Dazu müssen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten und Koalitionen bilden. Transparency Deutschland ist gemeinnützig und politisch unabhängig. Grundprinzipien sind Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft. Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein über die schädlichen Folgen der Korruption zu schärfen und Integritätssysteme zu stärken.

politdir.de ist der Wegweiser durch die Berliner Republik. Sollen wir als nächstes an dieser Stelle Ihre Organisation vorstellen? Sie erreichen uns unter politdir@polisphere.eu.

27. Januar 2020