politnews – Wie das Coronavirus den Politikbetrieb beeinflusst

[ Mit Meldungen zum Vertrauen in Medien, Instagram, dem Signal-Messenger und Claudia Roth ]

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Nein, am Coronavirus kommen auch wir in dieser Woche nicht vorbei. Die seit Jahresanfang von China ausgehende Epidemie mit “pandemischer Tendenz” hat Europa und auch Deutschland (bisher ca. 150 bestätigte Fälle, davon heute der erste in Berlin, keine Todesopfer) in der letzten Woche voll erreicht. Den Verlauf der Krankheitsfälle auf der ganzen Welt – von der Dominikanischen Republik über Island bis nach Neuseeland wurden Erkrankungen gemeldet – trackt ein Dashboard der John Hopkins University in Echtzeit.

Zur Begriffsklärung: Was umgangssprachlich Coronavirus (aus der gleichnamigen Virusfamilie der Coronaviridae) genannt wird, meint eigentlich den Erreger SARS-CoV-2. Die von ihm ausgelöste Atemwegserkrankung wiederum heißt Covid-19 (Corona Virus Disease 2019).

Lebensnahe Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Krankheit gibt es in einer Liste des Schweizer Republik-Magazins und in einem Interview mit dem Chef-Virologen der Berliner Charité. Kurzum: Ja, es ist gefährlicher als eine normale Grippe, vor allem aber für Menschen im Rentenalter und mit Vorerkrankungen. Nein, Hamsterkäufe und selbstverordnete Quarantäne sind nicht notwendig. Das Gefährlichste an der derzeitigen Situation sei das Herdenverhalten, erklärt DIW-Ökonom Fratzscher – ob im Supermarkt oder an der Börse. Und während letztere historische Einbrüche hinnehmen mussten, verzeichnete der Einzelhandel durch die Vorratskäufe ein Umsatzplus von bis zu 40 %.

Die Ausbreitung des Virus beeinflusst auch den politischen Betrieb. Der neu eingerichtete Krisenstab der Bundesregierung, der gemeinsam von BMI-Staatssekretär Teichmann und BMG-Kollege Steffen geleitet wird, trifft sich nun vorerst zwei Mal pro Woche. Trotz aller Unwägbarkeiten nötigte die bisherige Kommunikation der Regierungsstellen selbst der nicht für GroKo-Lobhudelei bekannten taz einen anerkennenden Kommentar ab.

Das Europäische Parlament hat sich dazu entschieden, einzelne MdEPs per Video-Konferenz in die Sitzungen zu schalten – was Fragen aufwarf, warum das nicht auch im Normalfall z. B. bei schwangeren Abgeordneten möglich sei. Im Iran haben sich mehrere RegierungsvertreterInnen, darunter der Vize-Gesundheitsminister und offizieller Coronavirusbeauftragte (sic!) des Landes infiziert. Auch in Deutschland traf es bereits einen Politiker der Jungen Union. Ein Verdachtsfall in der Flugbereitschaft der Bundeswehr blieb bisher ohne Folgen für die Flüge von Maas, Merkel, Steinmeier und KollegInnen. Eine Delegation des österreichischen Außenministers kehrte mit einem Coronavirus-Infizierten aus Teheran zurück. US-Präsident Trump sagte am Samstag aufgrund der Ausbreitung des Virus ein geplantes Treffen mit dem österreichischen Kanzler Kurz ab.

Das Virus treibt auch ohne Donald Trump absurde Blüten: 38 % der AmerikanerInnen würden “unter keinen Umständen” das bekannte Corona-Bier kaufen; Ebay und Amazon sahen sich gezwungen, Wucherangebote von Desinfektionsmitteln aus dem Angebot zu nehmen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Gestern war der 12. Tag in Folge, an dem weltweit mehr Gesundete als neu Erkrankte gemeldet wurden. Für 80 % der Betroffenen verläuft die Erkrankung “symptomfrei oder mild”, so der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler.

Bleiben Sie gesund
Philipp Sälhoff

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  • [ Starke Polarisierung beim Vertrauen in Medien ]
    Der Anteil der Deutschen, die ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber etablierten Medien empfinden, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Waren es 2017 noch 17 %, sind es aktuell 28 %. Die Gruppe, die viel Vertrauen in die Medien setzt, ist jedoch ebenfalls gewachsen (43 %), so eine Langzeitstudie der Universität Mainz. Dem “Lügenpresse”-Vorwurf widersprachen so viele Befragte wie noch nie. Unter allen Medien genießt das öffentlich-rechtliche Fernsehen das höchste Ansehen, am wenigsten Vertrauen setzen die Befragten in soziale Medien. ➡️ Tagesspiegel (Meldung) | Univesität Mainz (Studie)
  • [ Wo CDU und Linke zusammenarbeiten ]
    Seit den Ereignissen um die Thüringer Ministerpräsidentenwahl ist der innerparteiliche Konflikt in der CDU über den Umgang mit der Linken wieder aufgeflammt. Auf kommunaler Ebene bleibt ihr jedoch manchmal keine Wahl: In den Berliner Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg lässt das Erstarken der AfD nichts anderes zu. Bei Fragen nach Fußgängerwegen und Gesundheitsvorsorge ließen sich ideologische Differenzen aber gut ignorieren, so Stimmen aus den Rathäusern. ➡️ Tagesschau (Meldung) | CDU.de (Beschlusslage der Partei)
  • [ Instagram wird textlastiger ]
    Die Länge der Beschreibungstexte unter Instagram-Posts hat sich im Vergleich zu 2016 mehr als verdoppelt: 336 Zeichen umfassen diese mittlerweile im Schnitt. Außerdem werden die Texte sprachlich vielseitiger. Wahrscheinlicher Grund: die seit vergangenem Jahr teilweise versteckten Likes schaffen die Notwendigkeit neuer Erfolgsindikatoren wie Kommentare oder Reaktionen auf Stories – hierbei kann pointierter Text die reine Bildästhetik unterstützen, so eine Studie der Influencer-Marketing-Plattformen Later und Fohr. ➡️ t3n (Meldung) | Later (Report)
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    Nachdem den EU-ParlamentarierInnen im vergangenen Herbst die Nutzung noch von der Parlamentsverwaltung untersagt wurde, empfiehlt die EU-Kommission ihren MitarbeiterInnen nun den Messenger-Dienst Signal zur internen Kommunikation. Dieser bietet die Vorteile von offenem Protokoll und Open-Source-Technologie und begrenzt zudem Abhörmöglichkeiten. ➡️ heise (Meldung)
  • [ Claudia Roth gewinnt Rechtsstreit mit Roland Tichy ]
    Der Publizist Roland Tichy (Herausgeber des rechtskonservativen bis -populistischen Online-Magazins Tichys Einblick) hatte gegen die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth Klage eingereicht, nachdem diese in einem Interview das Geschäftsmodell von neurechten Plattformen als “auf Hetze und Falschbehauptungen beruhend” bezeichnet hatte. Das Landgericht Stuttgart hat die Klage nun abgewiesen, die Aussage sei eine zulässige Meinungsäußerung. Auch der Autor Henryk M. Broder, den Roth neben Tichy explizit in dem Interview erwähnt hatte, reichte Klage ein, das Verfahren steht noch aus. ➡️ Süddeutsche (Meldung)


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Das Händeschütteln ist gerade in den Infektionshotspots ein großes Übertragungsrisiko. Dabei gibt es Alternativen, die sogar lässiger als “das Original” wirken. Händewaschen sollte man natürlich trotzdem.

 

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2. März 2020