politnews – politische Vermächtnisse

[ Mit Meldungen zu: Werten der Deutschen, Verleihung von Bundesverdienstkreuzes und Demokratiepreis, Förderung von Jugendbeteiligung in der Kommunalpolitik, Ergebnissen der Public-Affairs-Umfrage von MSL und Einfluss des Europäischen Parlaments in der Corona-Pandemie ]

Sie haben KollegInnen, FreundInnen oder Bekannte, die sich für unseren politnews-Newsletter interessieren könnten? Leiten Sie unseren Anmeldelink gerne weiter.

Ein Todesfall erschüttert den amerikanischen Politikbetrieb kurz vor der Präsidentschaftswahl: Ruth Bader Ginsburg, Richterin am Supreme Court, verstarb am 18. September im Alter von 87 Jahren. Ginsburg gehörte dem Gericht 27 Jahre lang an und gilt als Wegbereiterin für Gleichstellung und Minderheitenrechte. Bis zuletzt war sie im zunehmend konservativ dominierten Höchsten Gericht eine progressive Stimme. Ihr Tod hat daher auch eine politische Machtverschiebung zur Folge. Dass dieses Szenario drohte, war bereits Barack Obama bewusst. Daher kam es im Juli 2013 zu einem Mittagessen zwischen dem damaligen Präsidenten und Ginsburg. Die New York Times rekonstruiert das Treffen, bei dem Obama erfolglos versuchte, einen vorzeitigen taktischen Rückzug anzuregen. Was den mächtigen Supreme Court vom deutschen Bundesverfassungsgericht unterscheidet, erklärt das RND.

Nun wurde mit Amy Coney Barrett eine ultrakonservative und erzkatholische Nachfolgerin von Präsident Trump nominiert. Mit 48 Jahren kann sie über Jahrzehnte die politischen Leitlinien der USA prägen. Den wachsenden Einfluss der religiösen Rechten in den USA analysiert Torsten Riecke im Handelsblatt. Die New York Times berichtet über Barretts Mitgliedschaft in der radikalchristlichen Gruppe „People of Praise“, deren reaktionäres Weltbild an die dystopische Serie „The Handmaid’s Tale“ erinnert. Barrett ist bereits die dritte Supreme-Court-Besetzung, die Trump in nur einer Amtszeit vornehmen konnte. Seine Vorgänger bis Reagan konnten jeweils nur zwei neue RichterInnen platzieren, obwohl sie bis auf George Bush senior acht Jahre im Amt waren.

Wenige Wochen vor der Wahl am 3. November liegt Trump zwar teilweise deutlich hinter Biden und muss sich zu Enthüllungen über mögliche Steuertricksereien bzw. -hinterziehungen (siehe Tweet der Woche) rechtfertigen. Vor diesem Hintergrund findet das heutige TV-Duell (3 Uhr früh deutscher Zeit) zwischen Biden und Trump statt. Während Biden für seine Aussetzer vor laufender Kamera bekannt ist, agiert Trump schon lange in einer Sphäre, in der ihm Irrationales oder klare Lügen von seinen AnhängerInnen kaum noch nachgetragen werden. Die Debatte können Sie auf diesem YouTube-Kanal live verfolgen.

Auch in Deutschland sorgte ein Todesfall für Betroffenheit im politischen Betrieb: Am Sonntag starb Wolfgang Clement, ehemaliger nordrhein-westfälischer Ministerpräsident und „Superminister“ für Wirtschaft und Arbeit im zweiten Schröder-Kabinett, an einer Krebserkrankung. Unter Schröder war er maßgeblicher Architekt der Agenda 2010, wofür er bis zuletzt gefeiert und angefeindet wurde. Clement liebte die Polarisierung und scheute keinen Konflikt. Das bekamen nicht nur Koalitionspartner, sondern manchmal auch JournalistInnen zu spüren, wie sein legendäres Interview im Bus zeigt.

Clement trat 2008 nach einem öffentlichen Entfremdungsprozess und dem Eklat über Andrea Ypsilanti aus der SPD aus und unterstützte in der Folge die FDP. Er verstand sich bis zuletzt als „Sozialdemokrat ohne Parteibuch“. Sein letztes Interview gab Clement kurz nach seinem 80. Geburtstag im Juli dem Pioneer-Podcast. Das ZDF blickt in vier Minuten auf sein politisches Wirken zurück.

Mit besten Grüßen zum Wochenstart
Philipp Sälhoff

Sie suchen Verstärkung? Auf politjobs.de helfen wir Ihnen bei der Personalsuche.
Schreiben Sie uns einfach unter politjobs@polisphere.eu.

politnews


  • [ Wertestudie zeigt: Solidarität steht bei Deutschen ganz oben ]
    Eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat untersucht, welche Werte den Menschen in Deutschland wichtig sind. Das Ergebnis: Gemeinschaftsorientierte Werte genießen weiterhin einen hohen Stellenwert. Die Befragten sorgen sich aber um die Dominanz materialistischer Einstellungen und ungleicher Teilhabe-Chancen. So fordern nur 19 % der Befragten mehr Wohlstand und nur 27 % mehr Offenheit gegenüber Zuwanderern. ➡️ BMBF (Studie)
  • [ Bundesverdienstkreuz für Drosten, Walter-Lübcke-Demokratie-Preis für Hayali ]
    Auch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes steht in diesem Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie. Der Virologe Christian Drosten, die YouTuberin Mai Thi Nguyen-Kim und der Pianist Igor Levit, der u.a. während des Shutdowns Wohnzimmerkonzerte streamte, werden am Donnerstag geehrt. Hessen vergibt seit diesem Jahr den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis zur Erinnerung an den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten. Geehrt werden dieses Jahr für ihren Einsatz für Respekt, Toleranz und Freiheit u. a. die Journalistin Dunja Hayali und das hessische „Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus“. ➡️ RND (Meldung Bundesverdienstkreuz) | ZEIT (Meldung Demokratiepreis)
  • [ Hertie Stiftung fördert Kommunen, die Jugendliche in der Kommunalpolitik beteiligen ]
    Noch bis zum 4. Dezember können sich innovative Kommunen unter 100.000 EinwohnerInnen auf eine Förderung durch das Projekt „Jugend entscheidet“ der Hertie Stiftung bewerben, um Jugendbeteiligung in der Kommunalpolitik besser zu fördern. Dabei sollen 25 Kommunen aus ganz Deutschland Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren in reale, kommunalpolitische Prozesse einbeziehen. Neben der Vernetzung der Kommunen wird ein Sachkostenzuschuss von 5.000 € gewährt. ➡️ Hertie Stiftung (Website) | Deutschlandfunk (Bericht)
  • [ Public-Affairs-Verantwortliche nehmen InfluencerInnen in den Blick ]
    In der jährlichen Public-Affairs-Umfrage der Kommunikationsberatung MSL hat sich die Bewertung der Regierungsarbeit innerhalb eines Jahres fast umgekehrt: Während die Arbeit der GroKo im vergangenen Jahr von fast 70 % als „schlecht“ eingestuft wurde, wird die Leistung der Regierung dieses Jahr von zwei Dritteln als „gut“ bewertet. Außerdem sind InfluencerInnen in das Blickfeld gerückt: Deren Relevanz für die politische Kommunikation stieg von 26 % auf 67 %. In der Umfrage schätzen Public-Affairs-Verantwortliche von Unternehmen und Verbänden sowohl die Leistung von Regierung und Opposition ein, als auch, wie sich die politische Kommunikation verändert. ➡️ MSL Group (Website) | Wirtschaftswoche (Bericht)
  • [ Das Europäische Parlament in der Corona-Pandemie ]
    In der Corona-Krise hat das Europäische Parlament (EP) an Einfluss verloren. Viele Maßnahmen, z. B. in der Gesundheitspolitik lagen in der Souveränität der Nationalstaaten, bei anderen mussten Kommission und der Europäische Rat nicht zwingend das EP einbeziehen. So wurde auch der Beschluss zum europäischen Kurzarbeitergeld ohne Mitwirkung des EP durchgesetzt. Die Anzahl der parlamentarischen Anfragen stieg jedoch enorm: Das EP stellte 535 Anfragen seit Beginn der Pandemie. Das sind mehr als alle Anfragen zum Thema Brexit in den letzten fünf Jahren zusammen. ➡️  SWP (Bericht)


polittweet


Dollar is what I need

Zwei Tage vor der ersten TV-Debatte im US-Wahlkampf entfachte eine Exklusivstory der New York Times einen Twitter-Sturm: US-Präsident Donald Trump soll jahrelang keine oder kaum Einkommenssteuern gezahlt haben, weil er angab, mehr Geld verloren als verdient zu haben. Darüber hinaus gingen wohl $ 70,000 für Friseurtermine drauf.

Sie möchten Ihr digitales Format in unseren politnews bewerben? Dann schreiben Sie uns einfach an berlin@polisphere.eu für weitere Informationen.

ifok GmbH sucht ProjektmanagerIn (m/w/d) Kommunikation mit Schwerpunkt Stakeholdermanagement
Niedersachsen | Bewerbungsfrist: laufend | Arbeitsbeginn: ab sofort | Vollzeit

Du hast Lust in einem hochinnovativen, wegweisenden Energiewende-Projekt mitzuarbeiten, setzt gerne deine Kommunikationsexpertise im Dialog mit unterschiedlichen Stakeholdern ein, besitzt Organisationstalent und eine Hands-On-Mentalität? Bewirb dich als Leitung eines regionalen Bürgerbüros in Würzburg, Hannover oder Göttingen!

Kein passender Job dabei? Besuchen Sie politjobs.de für weitere Stellenanzeigen.
Sie suchen selbst Verstärkung? Wir helfen Ihnen bei der Personalsuche!
Schreiben Sie uns einfach unter politjobs@polisphere.eu.

Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund
Die Vertretung der Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund ist allgemein für die Zusammenarbeit der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit Bundestag und Bundesregierung zuständig. Die Landesvertretung wirkt an der Bundesgesetzgebung mit und vertritt die Interessen des Bundeslandes in Berlin.

politdir.de ist der Wegweiser durch die Berliner Republik. Sollen wir als nächstes an dieser Stelle Ihre Organisation vorstellen? Sie erreichen uns unter politdir@polisphere.eu.

29. September 2020