politnews – Die Grenzen des Politischen Aschermittwochs

[ Mit Meldungen zu: digitalen Wahlkampfständen, rechtem Kampagnenprojekt unter der Lupe, den kreativsten Kommunikationsagenturen, Satire über Skandaljournalisten Relotius und neuem „Demokratieverstärker"-Buch ]

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Der Politische Aschermittwoch ist ein Pflichttermin im Kalender politischer Beobachter:innen und Kommunikator:innen, bekommt man doch in kompaktester Form Einblicke in die rhetorischen Fähigkeiten und manchmal auch strategischen Überlegungen der Parteien und ihrer Protagonist:innen. Gerade im Jahr der Bundestagswahl ist er mit seinen polemischen Attacken erfahrungsgemäß ein Vorgeschmack auf den Wahlkampf. Seit Beginn der Tradition vor über 100 Jahren fand er in diesem Jahr – wie so vieles – das erste Mal rein digital statt. Im Interview mit der Tagesschau spricht Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, über die Herausforderung eines digitalen Aschermittwochs. Um zumindest ein wenig Bierzeltatmosphäre zu kreieren, konnte man sich bei CSU und FDP vorab mit Bierkrug samt Inhalt und Brezeln die Grundausstattung nach Hause liefern lassen.

Das bayerische Happening wird schon lange auch von der parteipolitischen Bundesprominenz als Bühne genutzt. Auch dieses Jahr waren mit Olaf Scholz, Armin Laschet, Bodo Ramelow, Christian Lindner und dem Grünen-Spitzenduo wieder parteiübergreifend Spitzenpolitiker:innen ohne bajuwarische Sozialisation vertreten. Der Bayerische Rundfunk hat eine Art dreistündige Konferenzschaltung mit den wichtigsten Reden aller Aschermittwochsveranstaltungen der Parteien ausgestrahlt. Wem das zu lang ist, findet hier eine Analyse der Reden und auch das Best-of der Sprüche darf nicht fehlen.

In Vilshofen, von wo die SPD ihren Auftritt sendete, nahm die Tradition seinen Anfang, als am 5. März 1919 der Bayerische Bauernbund seine politischen Forderungen am Aschermittwoch stellte. Die beginnende Ära von Franz-Josef Strauß in den 50er Jahren gab dem Format einen weiteren Schub: Der Übervater der Christsozialen verlieh dem institutionalisierten verbalen Schlagabtausch eine überregionale Bedeutung und ist bis heute der unbestrittene Meister im „rhetorischen Fechten mit Florett und Mistgabel“. Seine Lieblingsgegner waren dabei der „dilettantische Amateurdiplomat“ Egon Bahr, Herbert Wehner und natürlich die SPD an sich, die er mit Christoph Kolumbus gleichgesetzte („Nicht wissen, woher man kommt; nicht wissen, wohin man will und nicht sagen können, wo man war – und all das mit fremdem Gelde.“)

Mit Hans-Jochen Vogel und anderen Sozialdemokraten lieferten er und andere CSU-Größen sich oft Fernduelle, in denen man sich gegenseitig durch die politische Manege schleifte. Damals, vor Twitter oder WhatsApp, wurden den Redner:innen noch während der Rede Zettel mit Spitzen der Gegenseite zugesteckt, damit sie direkt auf die Attacken der Widersacher:innen reagieren konnten. Der BR mit einem Rückblick auf denkwürdige Momente des Politischen Aschermittwochs.

Fazit des ersten und wahrscheinlich letzten digitalen Politischen Aschermittwochs: Markus Söder umarmt lieber Bäume als Toni Hofreiter, setzt seine schwarz-grüne Tuchfühlung aber sonst fort und Lacher sowie pointierte Angriffe ohne Publikum funktionieren dann doch nicht so gut wie in Gesellschaft. Die Digitalisierung stößt im Bierzelt auf ihre Grenzen, was auch irgendwie beruhigend ist.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Digitale Wahlkampfstände mit Freiburger Kandidat:innen ]

Der anstehende Wahlkampf vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie lässt kreative Digital-Konzepte florieren. So entwickelte eine Gruppe von Aktivist:innen und Softwareentwickler:innen in Freiburg den sogenannten Wahlkampfstand Online, eine App, in welcher Interessierte in Form eines Avatars an digitalen Wahlkampfständen Kandidat:innen Fragen stellen können.

Wahlkampfstand Online (App)


[ Rechtsnationales YouTube-Format von AfD-Politikerin ]

Das rechte Kampagnenprojekt „Ein Prozent für unser Land“ produziert seit Beginn des Jahres den Podcast „Wir klären das“. Dessen YouTube-Clips erreichen bereits mehr als 100.000 Zuschauer:innen pro Folge. In diesen bereitet Moderatorin Marie-Thérèse Kaiser (AfD) Konzepte der neuen Rechten vor, davon viele mit Nähe zu identitären Inhalten. So erklärt Kaiser beispielsweise, dass eine „Objektive Identität“ nur durch „Familie, Volk und Nation“ bestimmt sei. Belltower-News berichtet über das Format und potenzielle Verbindungen von  Identitärer Bewegung (IB) und AfD.

Belltower.News (Analyse)


[ Agentur Kreativ-Ranking 2020 veröffentlicht ]

Auch in diesem Jahr hat das PR-Journal wieder die kreativsten Kommunikationsagenturen gekürt. FischerAppelt führt die Liste vor achtung!, der BBDO-Gruppe und Serviceplan an – auf den ersten vier Rängen wurden im Vergleich zum Vorjahr also nur die Plätze getauscht. Neu in den Top Ten sind ressourcenmangel aus der Hirschen Gruppe und thjnk mit Hauptsitz in Hamburg. Die ehemaligen FDP-Werber:innen von Heimat sind aus den Top Ten gefallen.

PR Journal (Ranking)


[ Kinofilm über Skandaljournalisten Claas Relotius ]

Die Relotius-Affäre erschütterte vor gut zwei Jahren den Journalismus und insbesondere die traditionsreiche Spiegel-Redaktion. Michael „Bully“ Herbig sicherte sich schon vor längerer Zeit die Filmrechte. In diesem Sommer wird in München, Berlin, Hamburg und Spanien unter dem Arbeitstitel „1000 Zeilen“ gedreht. Nun ist auch bekannt geworden, wer die Hauptrollen übernehmen soll: Jonas Nay spielt Relotius (Filmname Lars Bogenius), während Elyas M’Barek ein Alias seines Kollegen und Enthüllers Moreno (Romero) verkörpert.

Süddeutsche Zeitung (Bericht)


[ „Demokratieverstärker“ mit Ideenkatalog für Demokratie-Rettung ]

Alle im Buch skizzierten Ideen, wie die liberale Demokratie wieder erstarken soll, müssen innerhalb eines Jahres umsetzbar sein – das war das Kriterium für den neuen Sammelband „Demokratieverstärker”. Die Herausgeber:innen Elisabeth Niejahr und Grzegorz Nocko von der Hertie-Stiftung versammelten dafür 21 Autor:innen wie Dorothee Bär, Maja Göpel, Laura-Kristine Krause, Johannes Vogel, Martin Fuchs und Anke Hassel auf 245 Seiten.

Spotify (Hörbuch) | Campus Verlag (Buchvorstellung)


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Kanzlerinnenmaske auf Abwegen

Angela Merkel gehört wohl zu den Politiker:innen, die am nachdrücklichsten zum Tragen von Masken aufruft. Doch auch ihr geht die treue Begleiterin ab und zu mal verloren.

Di, 23.02.2021 – Desinformationen und Verschwörungsideologien online begegnen
Amadeu Antonio Stiftung | Desinformation | online | 16.30-19.30 Uhr

Mi, 24.02.2021 – #D21TALK – Webkongress Digitale Gesellschaft
Initiative D21 | Digitalisierung | online | 15.00 Uhr

Do, 25.02.2021 – Urbane Mobilität der Zukunft – Digitalisierung als Grundlage der Stadt von morgen
BASECAMP – Young+Restless | Mobilität – Digitalisierung | online | 18.00-19.30 Uhr

Do, 25.02.2021 – Kampagne und Kommunikation in Krisenzeiten
Konrad-Adenauer-Stiftung | Kommunikation | online | 17.00-20.00 Uhr

Fr, 26.02.2021 – Corona als Katalysator für die digitale Transformation
Hanns Seidel Stiftung | Digitalisierung | online | 15.30 Uhr

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Die Vertretung des Freistaates Bayern beim Bund ist die politische Schnittstelle der Bayerischen Staatsregierung in der Bundeshauptstadt Berlin. Die auch als „Bayerische Botschaft“ bekannte Vertretung ist eine Außenstelle der Bayerischen Staatskanzlei und vertritt die Interessen des Freistaats im Bund. Schwerpunktmäßig beobachtet sie die Gesetzgebungsarbeit des Bundes, sammelt Informationen und informiert die bayerische Staatsregierung. Zudem ist sie ein Treffpunkt für politische Gespräche und Werbeort für den Freistaat Bayern. Dr. Florian Herrmann ist als Leiter der Staatskanzlei der Vertreter des Freistaats in Berlin und Stimmführer Bayerns im Bundesrat.

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22. Februar 2021