politnews – Die FDP probt den Aufbruch

[ Mit Meldungen zu: Deutschland verschleppt Maßnahmen gegen Abgeordnetenbestechung, Antidiskriminierungsstelle überlastet, Tracker analysiert Bundestagswahl-Narrative aus dem Ausland, neues Netzwerk für People of Colour in deutschen Ministerien und „Klima-Pledge“-Kampagne ]

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Noch vor ein paar Monaten näherte sich die FDP in Umfragen der Fünf-Prozent-Hürde, in den letzten Wochen hat sie jedoch einen bemerkenswerten Turnaround geschafft. Nicht wenige Liberale träumen insgeheim bereits von der Ablösung der SPD als drittstärkste Kraft. Der Erfolg kam zum einen durch das Straucheln der Union, aber vor allem durch die Positionierung als demokratische Stimme der Kritik an der aktuellen Corona-Politik. Parteichef Christian Lindner musste beim Parteitag am vergangenen Wochenende also die Leitlinien für die Zeit ausgeben, in denen Forderungen nach Lockerungen nicht mehr für Umfragehochs reichen werden.

Doch zunächst standen Personalfragen auf der Agenda: Lindner wurde mit 93 % und lediglich 31 Gegenstimmen als Parteichef wiedergewählt. Auch die Vizevorsitzenden Wolfgang Kubicki (88 %) und Nicola Beer (61 %) wurden im Amt bestätigt. Statt Katja Suding, die nicht erneut antrat, wurde Johannes Vogel, arbeitsmarkt- und rentenpolitischer Sprecher der Fraktion und einer der Hoffungsträger für die Post-Lindner-Ära mit 79 % gewählt. T-Online interviewte den Sozialpolitiker kurz vor dem Parteitag. Auch mit der Wahl von Gyde Jensen, einer 31-jährigen Bundestagsabgeordneten aus Schleswig-Holstein, in den Bundesvorstand wurde ein Signal für den Generationenwechsel gegeben.

Neben einer Garantie gegen Steuererhöhungen, einem ambitionierten Klimaschutzprogramm und dem „Liberalen Feminismus“ beschloss der Parteitag – zunächst – auf Antrag der JuLis eine Liberalisierung der Drogenpolitik nach portugiesischem Modell. Auch weil die Gegenrede der gesundheitspolitischen Sprecherin Christine Aschenberg-Dugnus aus technischen Gründen nicht erfolgen konnte. Danach folgte Ungewöhnliches: Die Parteispitze intervenierte und sorgte für eine erneute Abstimmung, der Vorschlag wurde im zweiten Durchlauf nicht mehr angenommen.

Der Parteitag sprach sich außerdem für die Begrenzung der Kanzler:innen-Amtszeit auf zehn Jahre aus, die Legislaturperiode soll von vier auf fünf Jahre erhöht werden. Damit wächst das Feld der Befürworter:innen einer Limitierung weiter. Ein weiterer Beschluss sieht finanzielle Einschnitte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, gegen den Generalsekretär Volker Wissing noch persönlich intervernierte. Der Antrag wurde gegen den Willen der Parteiführung mit 185 zu 179 Stimmen angenommen. Was genau die FDP plant, schildert die Süddeutsche.

Mit ihrem verabschiedeten Wahlprogramm (Volltext als PDF) wollen die Liberalen vor allem versuchen, wechselwillige Unionswähler:innen zu überzeugen, analysiert Bernhard Junginger für die Augsburger Allgemeine. Die Partei hält sich dabei aber die Ampelkoalition auf Bundesebene offen. Daniel Goffart erklärt in der Wirtschaftswoche, warum genau das konservative Wähler:innen abschrecken könnte. Für den schnellen Überblick hat Watson.de fünf zentrale Erkenntnisse aus dem FDP-Parteitag zusammengefasst.

Auf Landesebene gibt es ebenfalls Lichtblicke für die Liberalen. In Sachsen-Anhalt könnte die FDP nach zehn Jahren in der außerparlamentarischen Opposition nicht nur zurück in den Landtag einkehren, sondern sogar in Regierungsverantwortung kommen, wie der MDR analysiert.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Deutschland verschleppt Maßnahmen gegen Abgeordnetenbestechung ]

Expert:innen der Staatengruppe gegen Korruption (GRECO) attestieren Deutschland eine mangelhafte Korruptionsbekämpfung. Bereits 2014 forderte der Europarat Maßnahmen zur „Korruptionsprävention in Bezug auf Abgeordnete, Richter und Staatsanwälte“. Der Bundestag setzte jedoch nur drei von acht Empfehlungen um – „unbefriedigend“ urteilt nun ein Zwischenbericht. Im Zentrum der Kritik steht insbesondere, dass Abgeordnete Interessenkonflikte nicht offenlegen müssten und die Bundestagsverwaltung keine ausreichende Kontrolle von MdB durchsetzte.

ZEIT ONLINE (Bericht) | GRECO (Bericht des Europarats)


[ Antidiskriminierungsstelle verzeichnet massiven Anstieg von Anfragen ]

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes erhielt im vergangenen Jahr 6.383 Anfragen und verzeichnet damit einen Anstieg von 78 % im Vergleich zu 2019. Insbesondere Menschen mit Behinderung (41 %) wandten sich an das Beratungsteam. Bei 33 % ging es um Anfragen zu Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft. Wegen des hohen Andrangs wurden die Telefone allerdings schon im Oktober geschlossen. Verantwortlich dafür ist auch ein massiver Anstieg von fragwürdigen Anrufen, so die Stelle. Teilweise sei gezielt dazu aufgerufen worden, sich wegen der Maskenpflicht zu beschweren.

FAZ (Abschaltung der Telefone) | Antidiskriminierungsstelle (Jahresbericht 2020)


[ Bundestagswahl 2021: Tracker analysiert Narrative aus dem Ausland ]

Ein neues Tool der Alliance for Securing Democracy (ASD) screent Äußerungen aus China, Russland, der Türkei und dem Iran über das Superwahljahr 2021 in Deutschland. Das „German Election Dashboard“ trackt die wichtigsten Schlagworte, Hashtags und Erwähnungen staatsnaher Medien und Akteure sowie ihrer Kanäle auf Youtube und Twitter. Die Top-Themen der letzten 30 Tage waren demnach die FDP, Olaf Scholz sowie der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu.

ASD (German Election Dashboard)


[ Diversitry – ein neues Netzwerk für People of Colour in deutschen Ministerien ]

Mit Diversitry wird eine neue Interessenvertretung für Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Ministerien aktiv. Die von JoinPolitics geförderte Organisation fordert ein modernes Diversitätsgesetz nach dem Vorbild Kanadas. Die Initiatior:innen um Tiaji Sio kritisieren insbesondere den geringen Anteil von 12 % Menschen mit Migrationshintergrund in Ministerienstellen im Vergleich zu 25 % Anteil in der Gesamtgesellschaft. Sio gründete 2019 bereits das Netzwerk Diplomats of Colour im Auswärtigen Amt.

Diversitry (Website) | SPIEGEL (Interview mit Tiaji Sio)


[ Kampagne „Klima-Pledge“ sammelt 250.000 Unterschriften ]

Mehr als 250.000 Wähler:innen haben mit einem „Pledge“ bereits zugesichert, dass sie die Partei mit dem konsequentesten Klimaschutz wählen werden. Die Kampagne „Klima-Pledge“ setzt sich für mehr Klimaschutz in Wahlprogrammen ein und will ein Wettrennen der Parteien um den konsequentesten Klimaschutz auslösen. Insbesondere das 1,5-Grad-Limit des Pariser Abkommens und der Schutz der Artenvielfalt werden anvisiert. Unterstützt wird die Initiative von 13 Organisationen, darunter „Fridays for Future“, NABU und Germanwatch.

Klimapledge (Website)


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Buch der Woche


Die aktuellen Auseinandersetzungen um den Israel-Palästina-Konflikt verdeutlichen, wie präsent Antisemitismus in Deutschland immer noch ist. Dass er stets gegenwärtig war und auch in der Mitte der Gesellschaft existiert, zeigt der Historiker Peter Longerich in seinem Buch „Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte“. Dabei argumentiert er, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute auch ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist.


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Home-Office als Spielverderber

Vor einem leeren Tagesspiegel-Verlagsgebäude versammelten sich am Wochenende Teilnehmende einer Querdenker-Demo und mussten vergeblich auf Antwort für ihre Gesprächsangebote warten.

Mi, 19.05.2021 – Barcamp: Nachhaltig Digital | Digital Nachhaltig
Co:Lab e.V. | Digitale Transformation | online | 15.00-18.30 Uhr

Do, 20.05- Sa, 22.05.2021 – re:publica 2021
re:publica | Digitalisierung | online

Do, 20.05.2021 – Solidarität im Netz
Initiative D21 – Deloitte-Stiftung | Digitalisierung | online | 19.00-19.45 Uhr

Sa, 22.05.2021 – Warum wählen wir nicht digital? TINCON Talk
TINCON 2021 | Cybersicherheitspolitik | online | 16.00-16.20 Uhr

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Der Marburger Bund sucht für sein Referat Verbandskommunikation zum 01.07.2021 eine:n Referent:in für politische Kommunikation (m/w/d)  
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Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Die Antidiskriminierungsstelle (ASD) ist eine dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angegliederte unabhängige Stelle mit Sitz in Berlin.

Die Stelle unterstützt und berät auf Grundlage des 2006 in Kraft getretenen Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) Personen, die Benachteiligungen erfahren haben. Außerdem sind ihre Aufgaben die Öffentlichkeitsarbeit über Diskriminierungen in Deutschland sowie die Durchführung wissenschaftlicher Untersuchungen.

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18. Mai 2021