politnews – Die Ära Armin

[ Mit Meldungen zu: Clubhouse-App, Unwörter des Jahres, Großspenden an Parteien, Rechnungshofkritik an Bundestagsfraktionen und MDR-Newsletter zur LTW Sachsen-Anhalt ]

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Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen haben viel gemeinsam: Sie alle sind verheiratete, katholische Juristen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen mit jeweils drei Kindern. Ebenfalls begonnen alle drei ihre Bundestagskarriere im Jahr 1994. Das Jahr, in dem Angela Merkel, eine protestantische Physikerin aus Ostdeutschland, ihren zweiten Kabinettsposten als Umweltministerin unter Helmut Kohl übernahm.

Seit dem Wochenende gibt es eine Gemeinsamkeit weniger. Denn die Zeit als Kandidaten-Trio für den CDU-Vorsitz ging auf dem 33. Parteitag der CDU mit dem glücklichen Ausgang für Armin Laschet zu Ende, der damit neunter Bundesvorsitzender der CDU ist. Auf dem ersten digitalen Wahlparteitag in Deutschland gewann der 59-jährige Aachener mit 521 Delegiertenstimmen (52 Prozent) in der Stichwahl gegen Friedrich Merz (466 Stimmen). Das ZDF hat die Reaktionen auf den Wahlausgang zusammengefasst. Der potentielle CSU-Kanzlerkonkurrent Markus Söder ließ wissen, dass er sich freue, die „Erfolgsgeschichte der Union“ gemeinsam fortzuschreiben. Norbert Röttgen, dem nur Außenseiterschancen eingeräumt wurden, schied in der ersten Runde mit 224 Stimmen aus. Die Reden von Laschet, Merz und Röttgen im Live-Mitschnitt und zusammengefasst.

Was der CDU nun unter Laschet bevorsteht, wurde im ZDF-Interview deutlich, wo er über die Grundsatzfragen seiner Politik sprach. Das Ergebnis hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Partei selbst:

  • Warum das Verhältnis zwischen dem neuen Vorsitzenden und der Bundeskanzlerin in den kommenden Monaten auf die Probe gestellt werden wird, beschreiben Florian Gathmann und Veit Medick im SPIEGEL.
  • Mike Szymanski analysiert in der SZ, was die Wahl Laschets für die SPD bedeutet.
  • Peter Carstens konzentriert sich in der FAZ auf potentielle Auswirkungen für die Grünen.

Kurz vor dem Parteitag bekräftigte die CDU ihren Führungsanspruch in der Berliner Erklärung“ und ging dabei auch auf den Sturm auf das Kapitol und Reichstag sowie die Attentate in Hanau und Halle ein. Die CDU-Spitze einigte sich außerdem auf einen Antrag zur  Reform des Parteiengesetzes, wie am Freitag bekannt wurde. Dadurch sollen rechtssichere Online-Parteitage möglich werden.

Auch diese werden wohl noch lange Technikpannen produzieren (Grüße gehen raus an Jürgen Trittin). Auch bei der CDU hat es gehakt: Dieses Mal traf es den Delegierten Hans-Werner Adams, dessen Mikro partout nicht anspringen wollte. Wer ebenfalls immer noch rätselt, was der Delegierte eigentlich sagen wollte, kann das im Interview mit der FAZ nachlesen. Das sollte aber auch der einzige technische Aussetzer sein. Im Großen und Ganzen lief der CDUBPT21 recht reibungslos ab und das, obwohl sogar Hackerangriffe registriert wurden. Für die CDU, die chronisch um ihr Digitalprofil ringt, eine kleine Genugtuung.

Keinen guten Tag erwischte Jens Spahn: In einem eigentlich als Fragerunde gedachten Format meldete er sich zu Wort, um unverblümt für seinen Tandempartner Armin Laschet zu werben, statt eine Frage zu stellen. Die Quittung folgte prompt: Bei der Wahl der Bundesvizeposten schnitt er mit Abstand und 589 Stimmen am schlechtesten ab. Am Sonntag entschuldigte sich Spahn dafür auf Twitter.

Neben Spahn bestätigten die Delegierten folgende Vizeposten:

  • Volker Bouffier, Ministerpräsidenten von Hessen (806)
  • Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin (787)
  • Silvia Breher, Vorsitzende des CDU-Verbandes Oldenburg (777)
  • Thomas Strobl, Baden-Württembergs Innenminister (670)

Zwar muss das Ergebnis noch per Briefwahl bestätigt werden, dies gilt jedoch als Formalie.

Friedrich Merz wäre nicht Friedrich Merz, wenn er es damit hätte bewenden lassen. Per Twitter bot er Armin Laschet an, als Bundeswirtschaftsminister ins aktuelle Kabinett einzutreten. Nun ist es kein Geheimnis, dass die Ernennung von Minister:innen höchstens dann in das Zuständigkeitsgebiet von CDU-Vorsitzenden fällt, wenn sie zufällig auch gleichzeitig das Amt des Bundeskanzlers innehaben. Entsprechend deutlich waren die Reaktionen. Keine zwei Stunden später ließ Angela Merkel über Regierungssprecher Seibert mitteilen, dass keine Kabinettsumbildung geplant sei. Der sonst sehr twitter-affine amtierende Wirtschaftsminister Peter Altmaier äußerte sich nicht direkt, ließ aber seine Likes für sich sprechen.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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politnews


[ Clubhouse mischt politische Kommunikationsszene auf ]

Die Audio-Plattform Clubhouse erfreut sich gerade großer Beliebtheit und überholte sogar Telegram in den Download-Charts. Die App bietet unterschiedlichste Themenräume an, bei denen Speaker:innen und Teilnehmer:innen diskutieren können. Bisher ist das Netzwerk noch in der Beta-Phase und nur für iPhone-User:innen sowie mit Einladung verfügbar. Die App kommt ohne Kommentare und Likes aus und beruht auf dem Follower-Prinzip. Die ersten politischen Runden haben sich bereits gegründet und diskutieren den Brand New Bundestag” oder üben Live-Talkshowkritik beim Anne Will Watchalong”.

App Store (Clubhouse-Download) | Stephan Dörner/Twitter (Kurz-Review)


[ Bundesrechnungshof rügt Fraktionen ]

Für Bundestagsfraktion gelten klare Bestimmungen, wie die ihnen zustehenden Steuergelder verwendet werden dürfen. Gegen diese wird jedoch oft verstoßen, mahnt der Bundesrechnungshof an und kritisiert beispielsweise die Zweckentfremdung für Wahlwerbung. Bei Union und Grünen wurde in einzelnen”, bei SPD und Linke in mehreren” und bei der FDP in zahlreichen” Fällen Verstöße festgestellt. Gleichzeitig forderte die Behörde, dass bis zur nächsten Bundestagswahl klarere Regeln zum Umfang mit den Mitteln folgen sollen.

Berliner Morgenpost (Bericht)


[ Unwörter des Jahres gewählt ]

Für 2020 hat ein einziges „Unwort des Jahres“ offenbar nicht gereicht. Bei der alljährlichen Verkündung der aus Sprachwissenschaftler:innen und Publizist:innen bestehenden Jury wurden für das vergangene Jahr „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“ prämiert. Letztere bezeichnen einen Vorschlag der EU-Kommission, bei dem Mitgliedsstaaten anderen EU-Ländern die Verantwortung für Abschiebungen von Asylbewerber:innen abnehmen. Vergangene Sieger waren „Klimahysterie“ (2019), „Anti-Abschiebe-Industrie“ (2018) und „Alternative Fakten“ (2017).

Unwort des Jahres (Liste seit 2010)


[ CDU baut ihren Vorsprung bei Großspenden aus ]

Vor allem Immobilienunternehmen ließen der CDU im vergangenen Jahr Großspenden (> 50.000 Euro) zukommen. Ganze 1,25 Millionen Euro flossen den Christdemokraten auf diese Weise aus der Branche zu. Insgesamt belief sich das Großspendenaufkommen für die CDU auf 1,6 Millionen Euro, eine Steigerung von 300 % zum Jahr 2019. Die übrigen im Bundestag vertretenen Parteien verzeichneten einen (Groß)Spendenrückgang. Die SPD ging bei Großspenden fast gänzlich leer aus.

Der Tagesspiegel (Bericht) | Deutscher Bundestag (Übersicht Großspenden)


[ Neuer Newsletter zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ]

Am 6. Juni wählt Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. Die Fortsetzung der Kenia-Koalition ist nicht nur durch den Streit um den Rundfunkbeitrag mehr als ungewiss. Die MDR-Redakteure Luca Deutschländer und Thomas Vorreyer beleuchten ab sofort im wöchentlichen Wechsel jeden Freitag die aktuellen landespolitischen Entwicklungen im Vorfeld der Wahl. Die erste Ausgabe erschien am vergangenen Freitag.

MDR (Hintergrundvideo) | MDR (Anmeldung Newsletter) | MDR (1. Newsletter)


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Zurück in die Zukunft

Die Witze über die Digitalisierungswüste Deutschland müssen neu geschrieben werden. Der Bundestag stellt seinen Fax-Betrieb ein.

Di, 19.01.2021– Urban Age Debate 1: Socialising Remote Work
Alfred Herrhausen Gesellschaft | Zukunft der Städte nach der Pandemie | online | 14:00 Uhr

Di, 19.01.2021 –Streitgespräche – Alles besser mit Biden?
Bundeskanzler Helmut Schmidt Stiftung | US-Politik | online | 17:00 Uhr

Di, 19.01.2021 – Europas digitale Zukunft
Konrad Adenauer Stiftung | Digitalisierung | online | 19:00 Uhr

Mi, 20.01.2021 – Kollaboration Talks mit Peter Albiez – Pfizer
berliner wirtschaftsgespräche e.V. | Innovation | online | 16:00 Uhr

Mi, 20.01.2021 – Soziale Medien in der politischen Kommunikation: Das 1×1 des Social Media Marketings
Friedrich Naumann Stiftung | Social Media | online | 19:00 Uhr

Mo, 25.01.2021 – Ist das Digitale das neue Reale?
Heinrich Böll Stiftung | Digitalisierung | online | 19:00 Uhr

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Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) wurde 1945 gegründet und bildet seit 1949 mit der bayerischen Schwesterpartei CSU eine Fraktionsgemeinschaft im Deutschen Bundestag. Die CDU beschreibt sich selbst als Volkspartei der Mitte, die mit ihren Themen Bürger:innen aus alles Schichten und Gruppen anspricht. Ihre Grundwerte sind christlich geprägt. Parteivorsitzende ist Annegret Kramp-Karrenbauer, als Nachfolger steht bereits Armin Laschet fest, dessen Wahl noch formell bestätigt werden muss. Generalsekretär der Partei ist seit 2018 Paul Ziemiak.

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18. Januar 2021