politnews – Altmaier zwischen allen Stühlen

[ Mit Meldungen zu: Clubhouse-Nutzerzahlen, neuem Thinktank futur eins, Zukunftsrepublik Deutschland 2030, Karlsruhe weist Paritätsklage ab und Rekord an rechten Straftaten ]

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„Mir ist völlig wurst, warum das scheitert und an wem. Ich will, dass jetzt Geld fließt“. Auch ohne Dauerkarte für die Unionsfraktionssitzungen wird klar, dass das nicht der übliche Ton zwischen dem Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus und einem Parteifreund im Ministeramt ist. Bei der Sitzung am letzten Dienstag lagen aber manche Nerven blank. Im Mittelpunkt der Kritik: Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Hintergrund: Neben der allgemeinen Unzufriedenheit über das schleppende Verfahren werden viele Unionsabgeordnete von Wirtschaftsvertreter:innen – also einem ihrer Kernklientels – in ihren Heimatwahlkreisen aufgrund der ausbleibenden Überbrückungshilfen III für den Zeitraum ab November 2020 stark angegangen. Der Bund zahlt die Hilfen, die Länder sind jedoch für die Abwicklung der Auszahlung zuständig und  brauchen dafür wiederum die Infrastruktur aus dem Bund. Die Bereitstellung dieser Plattform liegt in Altmaiers Haus.

Altmaier muss zunehmend auch aus den eigenen Reihen Kritik einstecken. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sieht statt einer „Bazooka“ gerade momentan „eine Steinschleuder ohne Stein“ am Werk. Aus Sicht des neuen CDU-Vorsitzenden Laschet habe die Koalition in Berlin „gar nichts auf die Kette bekommen“ und während Ralph Brinkhaus polterte, soll Bundeskanzlerin Angela Merkel „zur Salzsäule erstarrt“ sein, die selbst ob der Verzögerung not amused ist.

Der Gescholtene bat um Verzeihung, sowohl intern als auch öffentlich, schob die Schuld aber wiederum auf Olaf Scholz und das Finanzministerium (BMF). Hier tobe eine „Guerillakampf“ zwischen den beiden verantwortlichen Ressorts. Altmaiers Tenor: Es ging einfach nicht schneller und die Abstimmungen mit dem Finanzministerium, den Ländern und der EU waren sehr zeitraubend. In der Kritik steht vor allem der verantwortliche Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nußbaum, der vorher Finanzsenator in Berlin und Bremen war. Auch bei der Projektabstimmung zwischen dem Ministerium und dem technischen Dienstleister, bei dem bereits 200 Mitarbeiter:innen in das Projekt involviert sind, soll es gehapert haben. Pannen kleinerer Natur waren da noch Bescheide, die in Dollar ausgestellt wurden.

Am Wochenende bezog Altmaier im SZ-Interview (Paywall) ausführlich Stellung zur Kritik an seiner Person. Daniel Pokraka aus dem ARD-Hauptstadtstudio mit einem Porträt über die einst zur „Allzweckwaffe“ erklärte Ausnahmeerscheinung des deutschen Politikbetriebs.

Aus der Wilhelmstraße, in der Finanzminister, Vizekanzler und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz das BMF leitet, wird berichtet, dass man oft sehr lange auf die Akten aus dem Wirtschaftsministerium (BMWi) warten muss. Manchmal kämen sie auch gar nicht zurück. Anschuldigungen, man wolle im Vorwahlkampf den CDU-Kollegen im ungünstigen Licht dastehen lassen, werden scharf als „absurd“ zurückgewiesen.

Olaf Scholz nahm seinen Kabinettskollegen Altmaier im Januar noch in Schutz. Die Programmierung solch einer Plattform sei eben „nicht trivial“. Nicht wenige sahen darin die bisher vergiftetste Verteidigung des jungen Jahres. Ein internes Papier aus dem Wirtschaftsministerium belegt nun aber, dass schon im November 2020 klar war, dass die Überbrückungshilfe III frühestens im Februar 2021 ausbezahlt werden wird. Kristen Girschick und Moritz Rödle berichten über den Leak.

Das BMF war maßgeblich für die Konzeption der Hilfen zuständig und darauf erpicht, Missbrauch auszuschließen und die Regeln daher eher eng zu fassen – was die Sache aus BMWi-Sicht verkompliziert. Der mit der Sache befasste BMF-Staatssekretär Wolfgang Schmidt äußerte sich zu den schleppenden Auszahlungen auch im aktuellen Podcast der Bundesregierung „Aus Regierungskreisen“ (siehe Politticker unten).

Seit Mittwoch können nun aber endlich Anträge für die Überbrückungshilfe III gestellt werden, die langerwartete Plattform ist online. Die ersten Abschlagszahlungen sind bereits ausgezahlt, momentan noch über die Bundeskasse anstatt über die Länder. Ab heute sollen weitere Zahlungen in Millionenhöhe folgen. Solo-Selbständige müssen sich aber noch weiter gedulden.

Nun soll ein Wirtschaftsgipfel helfen. Morgen lädt Altmaier mehr als 40 Wirtschaftsverbände zu einer Diskussion über die aktuelle Lage und mögliche Perspektiven ein.

Mit besten Grüßen
Philipp Sälhoff

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[ Neue Wahl-O-Mat-Variation „VOTO“ soll Wahlbeteiligung bei der hessischen Kommunalwahl erhöhen ]

Nach dem KOMUNAT in Baden-Württemberg will der gemeinnützige Verein Team Tomorrow nun die Wahlbeteiligung bei den hessischen Kommunalwahlen im März erhöhen. Dazu wurde die mit dem Wahl-O-Mat verwandte und von der Robert Bosch Stiftung unterstützte Wahlhilfe-App VOTO gelauncht. Je nach politischen Präferenzen stimmen die Nutzer:innen bestimmten Thesen zu oder nicht. Anders als beim Wahl-O-Mat erhalten sie anschließend allerdings nicht eine Liste von Parteien, sondern Porträts von passenden Kommunalpolitiker:innen. Die App kommt zunächst in Fulda, Marburg, Offenbach und Frankfurt zum Einsatz.

VOTO (Webseite) | hessenschau (Interview App-Entwickler)


[ Neuer Bezirksamt-Podcast „Amtsplausch” ]

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf veröffentlicht seit Kurzem eine Podcast-Reihe, die Einblicke in die Arbeit der Bezirksverwaltung gibt. Verantwortlich dafür zeichnet die Social-Media-Verantwortliche des Amtes, Nina Badur, die durch den Podcast führt und Vertreter:innen des Bezirksamts und darüber hinaus zu aktuellen Themen interviewt. So kamen bis jetzt die Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), die Gesundheitsstadträtin sowie eine Amtsärztin zu Wort. Der Amtsplausch ist der bisher einzige organisationsübergreifende Podcast eines Berliner Bezirksamts.

Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf (Podcast)


[ Migrant:innen zufriedener mit Demokratie als Deutsche ohne Migrationshintergrund ]

Einwander:innen (65 %) und Menschen mit Migrationshintergrund (58 %) sind deutlich zufriedener mit dem hiesigen demokratischen System als ihre Mitbürger:innen ohne Migrationshintergrund (50 %). Je länger Migrant:innen in der Bundesrepublik leben, desto unzufriedener werden sie allerdings. Außerdem haben sich die Parteibindungen zu den Vergleichswerten aus 2015 auffällig verändert. Türkischstämmige verlassen die SPD und wandern zur Union, während diese Russischstämmige an die AfD verliert.

Konrad-Adenauer-Stiftung (Studie)


[ Messenger in Deutschland weiter verbreitet als Social-Media-Plattformen ]

In Regierungskreisen werden die Stimmen für eine schärfere Regulierung von Messengerdiensten lauter. Eine Studie des Justizministeriums sollte deshalb untersuchen, welche Plattformen in Deutschland am meisten benutzt werden. Messengerdiensten wie WhatsApp, Telegram oder Signal sind mit 86 % populärer als klassische Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Facebook mit insgesamt 76 %. Messengerdienste fallen derzeit nicht in die Regelungen des sogenannten Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG).

Handelsblatt (Bericht)


[ Täglich mehr als sechs judenfeindliche Straftaten ]

Mindestens 2.275 antisemitische Straftaten wurden 2020 in Deutschland begangen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeuten die Zahlen einen weiteren Anstieg um 11 %. Mit mehr als sechs Vergehen pro Tag ist das ein neuer Höchststand, seitdem die Aufzeichnung Politisch Motivierter Kriminalität (PMK) im Jahr 2001 begann. Nach Informationen der Polizei stammen die Täter:innen vor allem aus dem rechten Milieu. Von den 1.367 ermittelten Tatverdächtigen kam es nur bei fünf Personen zu Festnahmen, Haftbefehle wurden keine erlassen.

Tagesspiegel (Bericht) | Bundesregierung (Datenübersicht)


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In einem Land vor unserer Zeit

Seit einem knappen Jahr bestimmt das Coronavirus die Schlagzeilen und viele von denen hätte man sich vorher nicht denken können. ZDF-Journalist Christoph Schattleitner hat die besten Beispiele dafür zusammengetragen.

 

Mi, 17.02.2021 – Online-Talkreihe: Rheinland-Pfalz 2021 – Wahl digital!?”
Bundeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz & Diskutier mit mir | Wahlen | online | 18.00 Uhr

Di, 16.02.2021 – Einführungsveranstaltung zu Verschwörungsideologien und Antisemitismus
Antonio Amadeu Stiftung | Antisemitismus | online | 16.30-19.30 Uhr

Mi, 17.02.2021 – Partizipative Perspektiven der repräsentativen Demokratie und der Auftrag politischer Bildung
Berliner Landeszentrale für politische Bildung | Demokratie | online | 16.15-17.45 Uhr

Do, 18.02.2021 – Männerberufe gibt es nicht – über Mut, Astronautinnen, Feuerwehrfrauen und Vorständinnen
BASECAMP | Gleichberechtigkeit | online | 18.00-19.00 Uhr

Do, 18.02.2021 – Unboxing Hate Speech – Europäische Impulse für Respekt und Solidarität im Netz
Friedrich Ebert Stiftung | Hate Speech | online | 10.00-16.00 Uhr

Di, 23.02.2021 – Online-Konferenz „Wirtschaft rauf, CO2 runter – Was bringt das Wahljahr?“
Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. | Recoverthon | online | 13.00-15.00 Uhr

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15. Februar 2021