Projektvorstellung: Antisemitismus im Dark Social

Am 10. November 2021 haben wir die Ergebnisse des Projekts gemeinsam mit der Stiftung EVZ und der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) öffentlich vorgestellt und mit Expert:innen und dem Publikum darüber diskutiert.

Am 10. November 2021 war es endlich soweit: Nach anderthalb Jahren intensiver Arbeit am Projekt „Antisemitismus im Dark Social“ konnte das Team von polisphere zusammen mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) sowie der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSU Deutschland) die Ergebnisse vorstellen. Aufgrund der aktuellen Coronasituation fand die Veranstaltung zwar virtuell statt, wir haben uns aber trotzdem über ein sehr interessiertes und aktives Publikum gefreut!

Den Auftakt zum Event gestalteten mit einigen einführenden Worten die Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ Andrea Despot und Sarah Röhr von der Konrad-Adenauer-Stiftung, in deren Räumlichkeiten wir die Veranstaltung ausrichten durften.

Philipp Sälhoff (Geschäftsführer von polisphere) und Vanessa Berthold (Junior Researcher bei polisphere) stellten daraufhin die Projektergebnisse und die dazugehörige Webseite vor. Ziel des Projekts war es, die Rolle von Radikalisierungsräumen abseits der großen Social Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter besser zu verstehen. Dabei stand v. a. die intersektionale Betrachtung von Hass im Fokus. Mit Blick auf Imageboards, Videoplattformen und Telegram wurden dabei acht Täter-Typen mit ihren Radikalisierungswegen sowie verschiedene Eskalationsmodelle herausgearbeitet. Auf der Projektseite findet man diese und weitere Ergebnisse in visualisierter und aufbereiteter Form.

Im Anschluss diskutierte Mareile Ihde (Leiterin Digitale Kommunikation bei polisphere) mit dem Soziologen und Journalisten Sören Musyal, mit der Präsidentin der JSU Deutschland Anna Staroselski und mit dem Staatsanwalt Christoph Hebbecker über die Ergebnisse. Alle drei Gesprächspartner:innen haben die Arbeit am Projekt von Anfang an intensiv begleitet und unterstützt.

Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass Antisemitismus im Netz sehr vielseitig und in seiner Ausdrucksform abhängig von der Plattform sei, so Sören Musyal in der Diskussion. Christoph Hebbecker betonte, dass darin auch eine der Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung liege: Man sehe zwar, „dass es Räume gibt, in denen Straftaten begangen werden“, aber es würden „die Mittel fehlen, dagegen effektiv vorzugehen“. Diese Missstände müssten analysiert werden, um darauf aufbauend neue Versuche der Strafverfolgung zu starten und effektiver zu handeln.

Auf die Frage, wie man Betroffene von antisemitischen Äußerungen unterstützen kann, verwies Anna Staroselski darauf, dass entsprechende Aussagen nicht einfach unter den Tisch fallen sollten – auch nicht im Freundes- oder Familienkreis, wo vielleicht Diskussionen über das Thema gescheut würden. Stattdessen komme es darauf an, hier solidarisch zu handeln, indem das Gesagte nicht ignoriert, sondern angesprochen und aufgezeigt wird, warum es gefährlich für die Betroffenen ist.

Das Projekt wurde von der Stiftung EVZ gefördert und von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) fachlich unterstützt. Es baut auf den Ergebnissen des Vorgängerprojekts „Strategien gegen Antisemitismus im Netz“ auf.
23. November 2021