Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie erinnern sich noch an den Streit zur AKW-Verlängerung und das Machtwort des Kanzlers im vergangenen Oktober? Damals steckte die Ampel-Koalition in ihrer bis dato schwierigsten Phase. Angesichts der derzeitigen Lage dürften sich viele Koalitionäre allerdings den Atomstreit zurückwünschen. Denn zwischen Grünen und FDP sind die Gräben in der Zwischenzeit immer tiefer geworden.
Während auf der einen Seite die Liberalen nach mehreren verlorenen Landtagswahlen immer stärker die Profilierung gegen den grünen Bündnispartner suchten, pochte dieser auf die Vereinbarungen des gemeinsamen Koalitionsvertrags und beklagte im Streit um das Heizungsgesetz erst das Durchstechen von unfertigen Entwürfen und zuletzt sogar Wortbruch durch FDP und SPD. Die FDP-Spitze verstrickte sich mit ihren “101 Fragen zum Heizungsgesetz” in Widersprüche und das ganze wuchs sich zum Kommunikationsdebakel aus, das am Ende nur Verlierer kennt. Im Laufe der Woche haben dann auch noch Spitzengrüne aus den Ländern, namentlich Winfried Kretschmann und Tarek Al-Wazir, Kritik oder zumindest Bedenken am Prozess des Heizungsgesetzes angemeldet. Weitere Hintergründe zum Koalitionskrach:
- Philipp Eckstein mit einer Rekonstruktion der Auseinandersetzungen ums Heizungsgesetz auf tagesschau.de.
- Mark Schieritz beleuchtet auf Twitter die exakte Timeline der Verhandlungen und wirft die Frage auf, wann und warum die FDP ihre Position zum Gesetz verändert hat.
- Die peinliche Posse um die genaue Anzahl der Fragen hat Benedikt Becker zusammengerechnet.
- Warum der Konflikt zwischen Grünen und Liberalen eigentlich ein Kampf der Kulturen ist, hat Stefan Braun für Table.Media aufgeschrieben.
- Eva Quadbeck vom RND sieht ungeregelte Machtverhältnisse innerhalb der Dreier-Koalition als Ursache des Konflikts.
- Der Tagesspiegel analysiert die Regierungskrise hingegen als eine grundlegende Führungsschwäche der drei zentralen Ampel-Männer Scholz, Habeck und Lindner.
Ein heutiges Treffen von Habeck mit den Fachleuten der Koalition sowie eine Zusammenkunft der stellv. Fraktionsvorsitzenden sollen nun den Durchbruch bringen. In der letzten Woche hat der strauchelnde Vizekanzler versucht, mit einer seiner Videobotschaften kommunikativen Boden gutzumachen und deutete dabei Kompromissbereitschaft an. Ob das seinen Beliebtheitswerten hilft, bleibt abzuwarten. Parteiintern munkeln einige sogar, er könnte hinwerfen. Felix Hackenbruch über die grüne Gerüchteküche und was das mit der nächsten Kanzlerkandidatur zu tun hat.
Bei so viel Streit in der Koalition kann man Olaf Scholz nicht verdenken, dass er auf der Suche nach etwas Harmonie ist. Zumal er dann noch beim CDU-Wirtschaftsrat in brass geriet, als er zu lange auf seinen Auftritt warten musste. Ganz unerwartet bekam er eine Geste der Eintracht am Donnerstagabend auf dem Frankfurter Flughafen: Dort hatte sich ein Unbekannter in die Wagenkolonne geschmuggelt und begrüßte den Bundeskanzler auf dem Rollfeld zum Schock aller Beteiligten, der Sicherheitskräfte und dem Kanzler selbst. Der Vorfall lief zwar glimpflich ab, der Mann stand unter Drogen und ist offenbar Scholz-Fan, aber dennoch bleibt die Frage, wie ein Unbekannter so dicht an Deutschlands Regierungschef herankommen konnte.
- Die Ereignisse in Hessen hat Focus Online rekonstruiert.
- Wie der Kanzlerschutz normalerweise abläuft, beleuchtet ntv.
Viele Umarmungen gab es am Dienstag im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Die SPD hatte Geburtstag und wurde 160 Jahre alt. In der Rede des Bundeskanzlers setzte er ein paar Spitzen gegen den gebeutelten Koalitionspartner, in dem Falle den grünen. Zum Geburtstag bei der alten Dame Sozialdemokratie gab es allerdings auch eine unschöne Überraschung: Mit 18 % hat noch niemals zuvor eine Kanzler-Partei so schlecht in einer Allensbach-Umfrage abgeschnitten wie aktuell.
Genau diesem Wert nähert sich auch die AfD, allerdings von der anderen Seite. Nicole Diekmann über den unheimlichen Höhenflug der Partei, die vor allem vom Dauerzwist zwischen FDP und Grünen sowie Protestwahlverhalten profitiere. Dazu trägt aus Sicht der Frankfurter Rundschau aber auch eine Normalisierung der AfD und ihrer Äußerungen in den vergangenen Jahren bei. Gerade im Osten, wo nächstes Jahr drei Landtagswahlen anstehen, ist das besonders zu beobachten, wie Rebecca Sawicki feststellt. Nur einen Bundestags-Vizepräsidenten haben die Rechtsaußen trotz wiederholter Anläufe immer noch nicht. Auch der neueste Kandidat ist vor wenigen Tagen in der Abstimmung gescheitert. Um mangelnde Aufmerksamkeit müssen sich die Rechtsnationalen trotzdem nicht sorgen: Der Verfassungsschutz will die Partei „stärker ins Visier nehmen„, so Präsident Haldenwang.
Ein Scheitern der Sozialdemokraten bei den spanischen Regionalwahlen hat derweil besondere Konsequenzen: Ministerpräsident Pedro Sánchez hat deshalb gestern das Parlament aufgelöst und die eigentlich für Dezember geplante Wahl auf den 23. Juli vorgezogen. Erfolgreich war dagegen der türkische Präsident Erdoğan, der sich am Sonntag in der Stichwahl mit 52 zu 48 % gegen seinen Herausforderer Kılıçdaroğlu durchsetzen konnte (siehe unser Buch der Woche).
Mit den besten Grüßen zum Wochenstart
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Wie entstehen Verschwörungserzählungen, welche Menschen glauben daran und welche gesellschaftlichen Auswirkungen sind damit verbunden? Eine neue Doku-Reihe des ZDF beschäftigt sich mit diesen Fragen, wobei in jeder Folge ein Verschwörungskomplex behandelt wird. Dies geschieht unter Einbeziehung von Betroffenen sowie Expert:innen. Die ersten drei Folgen sind bereits online abrufbar und beschäftigen sich mit QAnon, Reptiloiden und Aliens sowie UFOs.
Die Summe der Parteispenden erreichte 2021 einen neuen Höhepunkt. Nun wurden die Rechenschaftsberichte der Parteien dazu veröffentlicht – und durch Lobbycontrol einer Analyse unterzogen, die besonders auf Profiteure und Auffälligkeiten eingeht. So konnten etwa die Unionsparteien vor allem von Spenden der Unternehmen und Verbände profitieren (mit rund 60 % aller Spenden). Das größte Spendenwachstum im Vergleich zu 2017 konnten jedoch die Grünen verzeichnen (Steigerung um 148 %). Lobbycontrol kritisiert…
Auch im ländlichen Raum abseits der Großstädte entstehen digitale Innovationen, die jedoch häufig unbemerkt bleiben. Um dies zu ändern, wurde 2022 der Wettbewerb Digitale Orte von der Deutschen Glasfaser und der Initiative “Deutschland – Land der Ideen” ins Leben gerufen. Damit soll digitalen Projekten auf dem Land mehr Sichtbarkeit verschafft werden. Zum zweiten Mal sucht der Wettbewerb nun nach Projekten oder Kommunen, die den digitalen Wandel erfolgreich vorantreiben und…
Welche Erwartungen haben junge Wähler:innen, die bereits von diversen Krisen geprägt wurden, an die Politik und Parteien? Dies ist eine der Leitfragen einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Jungwähler:innen, die Schlussfolgerungen über deren politische Positionierung, Einstellungen und Demokratiezufriedenheit ermöglicht. So kommen vier Fünftel der Jungwähler:innen im Alltag regelmäßig mit Politik in Berührung; 77 % haben jedoch das Gefühl, dass ihre Sorgen von Politiker:innen nicht ernst genommen werden. Als Datengrundlage der…
Vergangene Woche wurden die Politikawards des Fachmagazins politik&kommunikation und der Quadriga Hochschule in Berlin verliehen. Neben Personen wurden dabei auch Kampagnen in zwei Kategorien ausgezeichnet: Für die Wahlkampf-Kampagne des Jahres wurde die CDU Berlin gemeinsam mit der thjnk AG ausgezeichnet, die bei der Landtagswahl unter dem Slogan “Berlin, wähl dich neu” geworben hatten. Den Award für die gesellschaftliche Kampagne des Jahres erhielt das Bundesinnenministerium für die Aktion “Germany4Ukraine”, die…
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- 10 Tipps: Wie erkenne ich Falschmeldungen?
- Diskussion: Darf der Begriff „Rasse“ im Grundgesetz stehen?
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- Stellungnahme: D64 über das Eckpunktepapier des Bundesministerium der Justiz zum Gesetz gegen digitale Gewalt
- Verstöße gegen EU Datenschutzregeln: 1,2 Milliarden Euro Strafe für Meta
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- Geleakte Bilder: So sieht der Twitter-Konkurrent von Instagram aus
- Policy Brief: Über die Mobilisierung von Social Media Influencer:innen (englisch)
Oliver Mayer-Rüth
Der Allmächtige? Die Türkei von Erdogans Gnaden
Nach 20 Jahren an der Macht ist es Recep Tayyip Erdoğan entgegen vieler Vorhersagen doch gelungen, die (erstmalige) Stichwahl ums türkische Präsidentenamt knapp für sich zu entscheiden. Was bedeutet es für die Zukunft der Türkei, dass er weitere fünf Jahre die Geschicke des Landes lenken darf? Wird Erdoğan seinen autoritären Kurs fortsetzen? Oliver Mayer-Rüth vermittelt in seinem Buch einen Eindruck davon, wie es am Bosporus weitergehen könnte. Der langjährige Auslandskorrespondent der ARD schildert anhand vieler persönlicher Beobachtungen die politischen Ereignisse seit dem Putschversuch 2016: das Referendum zur Einführung des Präsidialsystems, die letzten Wahlen, die Entwicklung der Pressefreiheit, den persönlichen Stil Erdoğans sowie den Umgang mit dessen politischen Gegnern. Zugleich wirft der Autor einen intensiven Blick auf die Außenpolitik der Türkei, die als Schlüsselstaat zwischen EU, Russland und Nahem Osten eine wichtige Rolle spielt: sei es beim Flüchtlingsabkommen mit Europa, in Syrien, beim Nato-Beitritt Schwedens, in den Konflikten mit den Kurden, mit Griechenland oder auf Zypern. Dabei wird deutlich, dass Erdoğan auch zukünftig versuchen wird, die außenpolitische Profilierung seines Landes für seine innenpolitischen Zwecke zu nutzen.
Benjamin Triebe
Tina Turner and the Ambassador of Dance
“Diplomatic Dancing” haben zuletzt ja bereits einige Botschaften für sich entdeckt (erinnert sei an den deutschen Beitrag zur #embassychallenge). Da liegt es doch nahe, auf diese Weise auch die gerade verstorbene Tina Turner zu ehren. Die US-Vertretung in Australien hat dabei sogar einen neuen diplomatischen Posten entdeckt.
Mareile Ihde
Bundeskriminalamt
Gregor Bauer
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